Der Weg ist das Ziel. Oder?

Fährt man zu schnell, schafft man die Ausfahrt nicht mehr

Sobald ich mich nämlich auf meiner „Wann sind wir da?“-Autobahn befinde, sehe ich rechts und links keine Landschaft mehr. Immer geradeaus, das Ziel vor Augen. Dass ich manchmal eigentlich die Abfahrt nehmen müsste, um auf einer ruhigeren Landstraße weiterzufahren, kommt mir einfach nicht in den Sinn. Sobald mich ein Mann dazu drängen will auf die Bremse zu treten, werde ich bockig. Was ich dann mit diesem Mann mache? Bei laufender Fahrt aus dem Auto werfen! Das Problem an der Sache ist nur, dass ich irgendwann merke, dass ich ohne einen Beifahrer nicht ans Ziel komme. Dumm gelaufen!

In dieser Hinsicht kann ich mir echt noch etwas bei den Herren der Schöpfung abschauen. Ich bewundere, wie sie es auch nach vielen Beziehungen, Enttäuschungen und Wirrungen schaffen, unbedarft in die Zukunft zu schauen. Ihnen fehlt vielleicht der innere Druck, an ein Ziel kommen zu müssen.

Ziele haben eine magische Eigenschaft: sie ziehen uns an wie Magneten. Mein Hirn lässt mich einfach gar nicht langsamer werden, es zieht mich mehr und mehr auf die Autobahn. Das Hirn ist sozusagen das quengelnde Kleinkind, welches auf Autofahrten auf der Rückbank sitzt, und einfach nicht zur Ruhe kommt. „Sind wir schon daaaa?“ plärrt es und macht mich ganz kirre. Da ich ein Kleinkind natürlich nicht während der Fahrt aus dem Auto schmeißen kann, frage ich mich dann: Was tun?

Da kommt der (hoffentlich noch vorhandene) Beifahrer ins Spiel. Liebevolle Zuwendung, Ablenkung und Unterhaltung halten das Kleinkind im Zaum. Und wissen Sie was, in dieser Hinsicht ist eine Autofahrt wirklich mit einer Beziehung zu vergleichen: Manchmal muss man eben an der Raststätte anhalten, sich ein Eis holen und dann schauen, wie man möglichst ungestresst und vor allem gemeinsam ans Ziel kommt.