Dabei habe ich doch so schöne Ziele, sage ich mir. Ich will diese Veränderungen ja nicht nur für mich allein, sondern auch für meine Partnerin und alle, die mir wertvoll sind. Aber was ich auch tue: Stets bleibe ich derjenige, der sich morgens im Spiegel anschaut und Teile davon mag und andere nicht. Niemand anderes schaut mich in diesem Moment an. Es gibt keine andere Version meiner selbst. Ich stecke in meiner Haut fest. Und in manchen Stunden leide ich darunter.
Aber ist das nicht alles völliger Irrsinn?
Wenn ich meinem eigenen Blick im Spiegel einmal längere Zeit standhalte, erkenne ich, was ich wirklich bräuchte: mehr Gelassenheit. Mehr Nachsicht. Noch mehr Liebe zu der Person, die ich da sehe. Die Wahrheit ist ja: Es muss keine beste Version meiner selbst geben, damit ich lieben und glücklich sein kann. Ich muss mich nicht mein Leben lang abstrampeln, um irgendwann vielleicht einen Zustand oder Status zu erreichen, der mich zu einem wertvollen Menschen macht. Es braucht keinen anderen, sondern nur mich selbst. Ich bin schon wertvoll. Es braucht nicht mehr. Das alles ist bereits sehr viel.
Aufhören, ständig mit sich selbst zu hadern und sich dafür zu verurteilen, dass man eine Messlatte gerissen hat, die unrealistisch hoch angesetzt war. Aufhören, den Blick ständig in eine buntere, schönere Zukunft zu richten – denn dann kann man sich niemals in die Gegenwart und die Menschen, die sie bevölkern, verlieben. Aufhören, ständig ein anderer Mensch sein zu wollen, als man ist. Man muss nicht alles beeinflussen und verbessern. Es gibt auch so meist schon sehr, sehr viel Gutes, das man einfach nur erkennen muss.
Ich glaube, wenn man diese Gelassenheit sich selbst gegenüber gefunden hat, dann öffnet sich auch das eigene Herz und werden die eigenen Beziehungen intensiver, jene zu Freunden und Familie ebenso wie zum Partner oder zur Partnerin. Sich immer mehr zu wünschen oder ständig jemand anders werden zu wollen, verhindert, dass man die Liebe findet. Denn diese ist an keine Bedingungen und Leistungen geknüpft.