Er war ihre Jugendliebe. Als die Beziehung nach acht Jahren zu Ende war, begann ein ganz neuer Lebensabschnitt. Was macht eine solche Veränderung mit einem Menschen? Ein Leserbeitrag
Wir waren noch Kinder, als wir uns kennen und lieben gelernt haben, gerade einmal 17 Jahre alt. Trotz der kritischen Meinungen aus unserem Umfeld hielten wir zusammen. Er war der Draufgänger, hatte schon deutlich mehr erlebt in seinem Leben, ich eher die Brave, Vernünftige. Wir passten nicht zusammen, darüber waren sich alle einig. Doch wir waren sehr glücklich. Unsere Familien verstanden sich gut und nach und nach verstummten auch die Zweifel an unserer Liebe.
Doch dann kamen die ersten Probleme. Die ersten Lügen, das erste Betrügen, diverse Krankheiten … Wir nahmen wirklich alles mit. Doch ich hielt zu ihm, egal was war. Er war der Eine, davon war ich überzeugt. Doch mit den Jahren nahmen die Schwierigkeiten zu. Nach dem Abi begann das Studium, was für uns in einer Fernbeziehung endete. 400 km, fast jedes Wochenende. Es war eine sehr schwere Zeit.
Doch ich kämpfte wie eine Löwin um diese Liebe. Kämpfte aus Angst, das Gewohnte aufgeben zu müssen. Kämpfte aus Angst, mit Mitte Zwanzig wieder alleine dastehen zu müssen. Kämpfte aus Angst vor dem Ungewohnten. Im Umkreis fingen alle an, zusammen zu ziehen, zu heiraten, Kinder zu kriegen. Da standen wir nun, machten uns Gedanken. Ich fragte mich: Will ich diesen Schritt mit ihm gehen? Kann ich mir das wirklich vorstellen?
Ich kam zu dem Entschluss, dass ich mir das mit ihm leider nicht mehr vorstellen konnte und beendete die Beziehung. In meinem Umfeld war jeder erleichtert: Endlich, endlich hat sie es verstanden! Ich war davon überzeugt, etwas Besseres verdient zu haben, jemanden, der mich nicht anlügt, jemanden, dem ich blind vertrauen kann.
Doch nach zwei Monaten wurde ich wieder schwach. So vertraut waren wir nach all der Zeit, das Alleinsein einfach nicht mehr gewöhnt. So sehr fehlte er mir.
Wir kämpfen erneut, redeten vom Zusammenziehen, sogar vom Heiraten. Anfangs lief es gut, doch dann schlichen sich die alten Probleme wieder ein. Die gleichen Lügen, Probleme mit der Fernbeziehung. Keiner wollte sein Leben unter der Woche für den anderen aufgeben. Karriere stand an erster Stelle. Ich beneidete alle, die diese Schwierigkeiten nicht hatten. Meinen kleinen Bruder zum Beispiel, der zuhause geblieben ist, eine Ausbildung gemacht hat und sofort mit seiner Freundin zusammengezogen ist – so einfach kann es sein, dachte ich mir.