Manche Menschen werden immer einen Platz in unserem Herzen haben. Thorsten Wittke hat dieser Person endlich einen Brief geschrieben – und ihn an uns geschickt
Hallo Du,
Du weißt nicht, dass ich auch heute noch, nach so langer Zeit, immer mal wieder abends in meinem Wintergarten sitze, in den Himmel schaue und über das vergangene Jahr nachdenke. Das Jahr, in dem Du eigentlich hättest an meiner Seite sein sollen, aber es nicht warst, weil wir irgendwann das gemeinsame Ziel nicht mehr gesehen, uns im täglichen Einerlei aus den Augen verloren haben und uns eingeschränkt und nicht gesehen gefühlt haben.
Es war seltsam dieses Jahr, mal bewegungs- und denkunfähig in Schockstarre, mal gedankenlos im Alltag gefangen und manchmal in durchfeierten Nächten, betäubt von Alkohol und lauter Musik. Zuerst noch auf der Suche nach Dir, später mit dem Wissen, dass ich Dich dort nicht finden werde, weil Du längst einen anderen Weg eingeschlagen hast, während ich umhergeirrt bin, mit dem Wissen, dass auch ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass es nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein können, wie es hätte sein sollen.
Es tut nicht mehr weh
Ich bin nicht mehr traurig darüber, versteh das bitte nicht falsch, es rauscht nur manchmal durch meinen Kopf. Das, was war und das, was hätte sein können. Es tut nicht mehr weh, zu wissen, dass Du nicht mehr auf unserem gemeinsamen Weg unterwegs bist und jetzt Deinen eigenen gehst. Ich würde die Unwahrheit sagen, wenn ich behaupte, dass ich mich für Dich freue. Aber es stürzt mich auch nicht mehr ins Jammertal, aus dem ich wochenlang nicht raus komme, mich beklage, meinen Launen freien Lauf lasse und ungerecht bin.
Ich gehe meinen Weg, immer vorwärts, denn Stillstand funktioniert nicht. Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich hin möchte, geschweige denn, wo ich hin soll. Ich fühle mich orientierungslos, jetzt wo unser gemeinsames Ziel nicht mehr existiert. Ich probiere Wege aus und manchmal weiß ich, wo ich hin will, manchmal auch nicht und manchmal stelle ich fest, dass ich mich einfach nur im Kreis gedreht habe. Immer wieder treffe ich auf Kreuzungen oder Weggabelungen, muss Entscheidungen treffen, wie es weiter gehen soll und wechsel die Richtung. Ich habe geschaut, was es da gibt, habe verweilt, mal kürzer, mal länger, aber nie das gefunden, was ich verloren habe. Also bin ich wieder weitergegangen, ohne zu wissen was mich dort erwartet.
Aber es ist o.k. für mich. Es schmerzt nicht mehr so sehr und ich akzeptiere Deine Entscheidung. Nicht weil ich es will, sondern weil ich es muss. Das ist mein Weg damit umzugehen.