Die Placebo-Beziehung:
Manche haben tatsächlich ein Repertoire an Personen in ihrer Kontaktliste, von denen sie wissen, dass sie bereitwillig in eine entstehende Leerstelle springen, weil sie heimlich schon lange in uns verliebt sind. Es ist eine einfache und meist unfaire Variante, sich nach einer Trennung zu trösten. Dieses Reserveregiment besteht bei Frauen oft aus ein bis zwei, bei Männern eventuell aus zwei bis drei Menschen, die man während laufenden Beziehungen durch gelegentliche, wohltemperierte Nachrichten und Begegnungen bei der Stange hält, damit sie bei einem persönlichen Leerlauf die entstandene Lücke durch Zuwendung und Beschäftigung füllen können. Eine sehr egoistische Variante, die weniger mit dem Streben nach einer neuen Beziehung zu tun hat. Sondern mit der Unfähigkeit, die Einsamkeit nach einer Trennung auszuhalten, die notwendigerweise mit Selbstreflexion einhergeht.
Die Leuchtturm-Beziehung:
Hier geht es tatsächlich um echte Gefühle. Kaum ist die Trennung vollzogen, erreicht einen der Anruf, dass der oder die Ex mit einem neuen Gefährten im Café, im Restaurant, im Park oder im Club gesehen wurde. Liebevoll vertraut und eng umschlungen. Eventuell hat man es schon geahnt, oder fällt aus allen Wolken. Alle Verwünschungen und Spekulationen um das neue Glück schlagen fehl, der neue Bund scheint zu halten. Ein sicheres Indiz dafür, dass der neue Partner / die neue Partnerin schon vorher im Spiel war. Ein blinkender Leuchtturm am Horizont, der den, der sich getrennt hat, sicher in den neuen Beziehungshafen geleitet hat. Da hilft nur eines: Fluchen. Akzeptieren. Eigenen Leuchtturm suchen.
Und dann gibt es natürlich noch die Beziehungswüste, durch die jeder von beiden nach einer Trennung einsam und durstig wandelt. Meist haben sich beide sehr geliebt und tun es immer noch. Doch es ist sehr viel passiert. Scheinbar zuviel, um sich jemals wieder anzunähern. Vertrauen wurde gebrochen, Gefühle verletzt und doch kann man nicht loslassen von der Fata Morgana des alten Gefährten am Horizont. Da hilft nur eines: tapfer weiterwandern und bei Nacht die Sterne zählen. Irgendwann erreicht man sie, die nächste liebevolle Oase.