In der Corona-Quarantäne haben wir gelernt, dass Beziehungen auch online ganz gut funktionieren. Freunde trafen sich via Skype zu Wine-Tastings und Debattierclubs, Familien mit den Großeltern zum Videocall. Paare, die während des Lockdowns getrennt waren, gaben sich beim Video-Date regelmäßig ein Stelldichein: zum Dinner bei Kerzenlicht oder zu gemeinsamen Netflix-Abenden. Einige Liebende heirateten sogar virtuell und luden ihre Hochzeitsgäste via Zoom zur Trauungszeremonie ein.
Während des Hausarrests veränderte sich nicht nur die Art und Weise, wie wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen führen. Auch beim Schluss machen entstanden neue Wege. Nach den Trends zur knappen Verabschiedung via WhatsApp oder fiesem Ghosting entstand im Corona-Lockdown das „Zumping“ – die Trennung per Videocall. Den Begriff prägte die britische Zeitung „The Guardian“. Er setzt sich aus dem Wort „Zoom“ (die Video-App) und dem englischen Wort „dumping“ (jemanden sitzenlassen) zusammen.
Beziehung beenden per Videochat: Einladung zum Break-up-Date
Erlebt hat es die Freelance-Autorin Julia Moser aus Los Angeles. Sie brachte das neue Dating-Phänomen in die virtuelle Welt als sie auf Twitter fragte: „Bin ich die Erste, die via Zoom verlassen wurde?“ Ihr Ex-Freund kündigte das finale Gespräch mit den Worten „Wir müssen reden“ im gemeinsamen Chat an. Julias Tweet ging viral. Denn Tausende User hatten ähnliches erlebt und klagten im Thread ihr Leid. Viele wurden nicht nur „gezumped“, sondern „klassisch“ per SMS, Facebook oder E-Mail abserviert. Zoom ist im Grunde nur ein neues Tool, mit dem eine Beziehung aus der sicheren Distanz heraus beendet wird.
Gemein? Sehr. Der Abservierte sitzt hilflos vor einem Bildschirm statt dem Menschen in die Augen schauen zu können, der bis dahin so vertraut und nah erschien. Die ausgesprochenen Sätze schießen in Mark und Bein, ein Schmerz erfüllt das Herz. Während der Verlassene nicht glauben kann, was gerade passiert ist und nach einer Erklärung sucht, verlässt der Schlussmacher mit einem Klick das Gespräch. Zack, erledigt.
Ein persönliches Break-up-Date ist hingegen deutlich anständiger. Klar, in der Corona-Quarantäne war das bei vielen Paaren nicht möglich, weil sie in abgeriegelten Städten, Ländern mit Einreisebeschränkung oder auf verschiedenen Kontinenten festsaßen. Und sicher ist: Wenn es um die Liebe geht, ist Abwarten nie eine gute Lösung. Denn falls du nur noch mit halbem Herzen bei der Sache bist, kostet es viel Energie, deinem Partner etwas vorzuspielen. Ihm wiederum verwehrst du die Chance, eure Beziehung loszulassen und eine neue Liebe zu finden.