Irgendwann habe ich den Fernseher ins Schlafzimmer geschleppt und hab mich von den Bildern bedudeln lassen, bis mir die Augen zugefallen sind. Jetzt steht der Fernseher wieder da, wo er hingehört und ich kann wieder lesen.
Damit der Tag nicht mit trüben Gedanken beginnt, habe ich lange Zeit auf das Frühstück verzichtet. Das Sitzen am Küchentisch, der Cappuccino, selbst meine Lieblingswurst erinnerte mich an die vielen gemeinsamen Morgen, die wir dort gesessen und über den bevorstehenden Tag gesprochen haben. Wieder musste erst der Fernseher herhalten. Dann die Zeitung. Der Cappuccino wurde gegen Kaffee und die Wurst gegen Käse getauscht. Jetzt genieße ich es wieder, in Ruhe zu frühstücken und mich auf den Tag einzustimmen.
Und so ging es weiter. Ich habe nach und nach die Erinnerungen überschrieben und damit die Traurigkeit verdrängt. Ich habe mir meine Rituale zurückgeholt. Ich koche abends wieder, wenn auch nur für eine Person. Ich gehe wieder am dafür vorgesehenen Tag ins Kino. Ich kann wieder in die Städte fahren, die wir gemeinsam besucht haben, wenn ich auch zunächst in anderen Hotels absteige. Bei der Oscarnacht gab es Pizza statt Burger und ich habe meinen Rucksack entstaubt, weil ich jetzt eben wieder allein in den Urlaub fahren werde. Ich freue mich auf die Freizeitpark-Saison, weil auch das Achterbahnfahren vor ihr da war und ich das im Zweifelsfall auch allein tun kann. Es wird wieder Spaß machen, vielleicht sogar ein bisschen mehr.
Mehr noch. Dinge, die sie eingebracht hat und die mich begeistert haben, gehören jetzt auch mir. Ich habe sie mir zu Eigen gemacht. Sie bereichern mein Leben und ich lasse mir sie nicht mehr nehmen. Selbst wenn sie mir dabei über den Weg laufen sollte: das wäre mir egal. Mich verbindet nichts mehr mit ihr und wenn ihr das nicht gefällt, kann sie ja die Veranstaltung verlassen. Mich interessiert es nicht mehr, was sie dazu denkt. Mein Leben geht weiter. Auch ohne sie. Vielleicht sogar ein bisschen besser.