Wir drehen uns im Kreis

Wer zu früh sich zurücklehnt, fällt wieder in alte Muster zurück

Diese Phase der Verbesserung ist jedoch heikel, denn sie verführt viele Paare zum Zurücklehnen. Sie spüren sehr wohl, dass jetzt noch nicht alle Konflikte gelöst sind, aber es fühlt sich alles bereits viel besser an miteinander. Viele Paare möchten jetzt die Beratung abbrechen. Sie möchten auch für sich einen Schlussstrich ziehen und sagen können: „Wir haben diese Krise bewältigt.“ Sie möchten ihren Erfolg feiern und genießen. Zurecht. Doch es ist nur ein Teilerfolg.

„Sie haben viel erreicht“, lobe ich. „Nun stellen Sie sich vor, wir reisen für ein Jahr in die Zukunft. Ihre Beziehung ist genau auf dem Stand von heute. Was löst diese Aussicht in Ihnen aus?“ Manchmal blitzt Panik in den Augen eines Partners auf. Dann hake ich nach: „Sind Sie dann noch zusammen?“

An dieser Stelle kommt fast immer heraus: Es ist noch nicht genug. Die Kommunikation hat sich verbessert, das Verständnis füreinander ist gewachsen, die Bindung wurde inniger. Aber: die Konflikte bestehen immer noch. In vielen Fällen werden sie der Harmonie zuliebe nicht mehr so heftig diskutiert, oft werden sie sogar gemieden. Aber das alles sehr respektvoll und wertschätzend. Doch bei genauem Hinsehen muss man gestehen: Wir bewegen uns nicht.

Ohne den Willen zur Veränderung bleibt es beim Drehen im Kreis

Kommunikation ist selbstverständlich der Schlüssel zum Erfolg. Doch um das Schloss zu öffnen, braucht es die Bereitschaft zur Veränderung. Und damit ist ausdrücklich nicht gemeint, darauf zu warten, dass der Partner sein Verhalten ändert. Ebenso wenig wird der Therapeut den Partner ändern. All das gewonnene Verständnis füreinander hilft nicht weiter, wenn daraus nicht der Entschluss wächst, Verhaltensweisen zu überdenken und Neues zu wagen.