Bei manchen Paaren, die das erste Mal in die Beratung kommen, braucht es nur einen Blick zur Eskalation. Eine hochgezogene Augenbraue wirkt wie ein Brandverstärker, ein abfälliges Lachen wie eine Kurzstreckenrakete. Man steht unter Druck. Wozu Netflix, wenn man streiten kann? Solche Paare sind meist erschöpft und sie erhoffen sich von der Beratung vor allem Ruhe, Geborgenheit, sogar Langeweile, wenigstens ein bisschen.
Permanent zankende Partner verlieren mittel- und langfristig das Vertrauen in ihre Beziehung. Das geschieht zunächst schleichend, nimmt dann aber unhaltbar Fahrt auf, bis die Partnerschaft bei einer Kurve schließlich aus der Spur fliegt. Wer nämlich irgendwann überzeugt ist, „Das wird sich nie mehr ändern, wir werden uns immer so streiten“, der beginnt ganz automatisch, seine Energien zu sparen – und zu resignieren. Das ist das Ende der Liebe, denn die braucht Optimismus und die Überzeugung, dass man in fünf oder zehn oder fünfzehn Jahren immer noch gerne zusammen wäre.
Was, wenn unsere Beziehung niemals besser wird?
Wie geht diese Abwärtsspirale los? Zunächst scheinen die Ursachen ganz gewöhnlich: Stress im Büro, Ärger mit Verwandten oder eine frustrierende Wohnungssuche. Irgendwelche äußeren Einflüsse, die auf die sonst so harmonische Beziehung einwirken. Die Partner sind angespannt, kleine Auseinandersetzungen über die Aufgaben im Haushalt werden zu Grundsatzdebatten: „Immer machst du …“, „Nie machst du …“ Zunächst nur in Gedanken, später auch in Worten, schwindet der Respekt und der Partner wird abgewertet: „Du bist einfach zu doof …“, „Was kannst du denn überhaupt, du …“