Ein Bekannter von mir verliebte sich in eine Frau, deren Familie über ein horrendes Vermögen verfügte. Flüge? First Class, natürlich. Hotels? 5 Sterne, bitteschön. Er hingegen war zwar auch keine arme Kirchenmaus, doch eben einfach „nur“ Mittelstand. Gerade für ihn als Mann eine harte Nuss: Sie wollte ihr Luxusleben nicht aufgeben, also sponsorte sie ihn quasi mit. Ein Umstand, bei dem ihm überhaupt nicht wohl in seiner Haut war.
Umgekehrt bezweifle ich auch stark, dass Aschenputtel von jetzt auf gleich mit dem königlichen Leben und all dem Protz klarkam, als der Prinz endlich checkte, wem denn der Schuh wirklich gehörte und sie aus der Armut befreite. Aber dieses Märchen endete leider auch wie viele andere genau an dem Punkt, an dem es spannend werden würde: Nach dem Kuss, vorm Alltag.
Wie viel Geld braucht die Liebe?
Aus eigener Erfahrung möchte ich hier eine Lanze brechen contra Kohle. Ich bin überzeugt, dass Geld das Leben ungemein erleichtern kann, aber es letztlich kein Schwerpunkt der Partnerschaft sein sollte. Im Gegenteil, drehen wir das doch mal um: Wenn man sich gemeinsam mit dem Partner beispielsweise entscheidet, beruflich zurückzustecken und etwa die Stundenzahl zu reduzieren, nimmt man natürlich finanzielle Einbußen hin. Bye bye, teure Restaurants. Tschüß, Maniküre, Pediküre. Hello, quality time! Und hey, für einen gemeinsamen Spaziergang, während andere im Büro sitzen, braucht es keinen einzigen Euro. Gemeinsam joggen gibt es auch für lau. Und einfach im Bett liegen bleiben und sich noch einmal aneinander kuscheln, ist einfach unbezahlbar.
Wir stecken gerne an manchen Stellen zurück, haben zum Beispiel kein Auto, laden Freunde eher auf eine gute Flasche Wein zu uns als ins Lokal ein und brauchen nicht jede Woche neue Klamotten. Dafür sparen wir auf die Dinge, die uns wirklich wichtig sind, nämlich gemeinsame Zeit sowohl im Alltag als auch auf Reisen. So eine kurze Arbeitswoche ermöglicht es nämlich, spontan lange Wochenenden zu verbringen. Das muss ja nicht teuer sein, Camping an der Ostsee, Bauwagen auf dem Land oder einfach Abhängen bei Freunden in Berlin oder München.