Es herrschte erneut nur noch Schweigen
Monate später gab es von beiden Seiten Glückwünsche zum Geburtstag. Zwei kleine Geschenke, zumindest eine Geste, auch wenn wir uns nicht näherkamen. Der Kontakt brach danach ab und es herrschte erneut nur noch Schweigen. Ich lebte mein Leben weiter, aber meine toxischen Eltern werden mich bis ins hohe Alter – wenn auch unbewusst – begleiten. Wenn ich über meine gescheiterten Beziehungen nachdenke, spüre ich immer wieder die unsichtbare Anwesenheit meines Vaters. Ich konnte mir die Genetik nicht aussuchen, ich musste damit klarkommen. Meine Angst vor zu viel Nähe, das Gefühl oft eingeengt zu werden und manchmal nur noch die Flucht ergreifen zu wollen. Das kam mir sehr bekannt vor. Ich weiß, dass man als erwachsener Mensch eine traurige Kindheit irgendwann hinter sich lassen sollte. Auch wenn mein Rucksack etwas leichter geworden ist, bleibt er mein ständiger Weggefährte.
Ich bleibe auf der Suche nach Antworten
Mit der Zeit lässt der Schmerz nach, auch wenn die Narben nicht verheilen. Ich glaube, dass es immer Sinn macht, sich mit seiner Kindheit auseinanderzusetzen. Wenn man Glück hat, ist ein – auch kritisches – Gespräch mit seinen Eltern möglich. Mir bleibt nur die Selbstreflexion übrig, aber ich versuche aus jeder Erfahrung etwas zu lernen. Ich bin nicht wie mein Vater oder meine Mutter, aber ich mache sie mitverantwortlich für einige Defizite in meinen Partnerschaften. Mir fallen immer wieder Beispiele für Ähnlichkeiten ein, z.B. gewisse negative Charaktereigenschaften. Oder die Tatsache, dass ich mich – genau wie mein Erzeuger – oft für wesentliche jüngere Frauen interessiere. Es macht keinen Sinn sein Leben lang auf seine Eltern wütend zu bleiben, aber ich kann weder alles vergessen, noch vergeben. Wenn mein Vater sterben wird, werde ich keine Trauer empfinden. Für die meisten klingt dies besonders hart, weil sie in ihrer Familie Geborgenheit und Wertschätzung erfahren haben. Ich musste dagegen jeden Tag lernen, allein zurechtzukommen.
Zum Glück traf ich immer wieder Menschen, die mir geholfen haben und mir Zuneigung schenkten. Dank ihnen kann ich heute ein fast „normales“ Leben führen. Einige Verhaltensmuster konnte ich in all den Jahren leider nicht ändern, auch wenn psychotherapeutische Hilfe und Medikamente mich unterstützt haben. Jedes Mal, wenn ich eine neue Partnerin kennenlerne, fällt es mir schwer, mich zu öffnen und uneingeschränkt zu vertrauen. Diese Ängste begleiteten mich auch in langjährigen Beziehungen. Trennungen fühlten sich leider vertraut an. Ich sehne mich nach inneren Frieden, aber ich weiß nicht, ob ich ihn finden werde. Ich bleibe auf der Suche nach Antworten und gehe meinen Weg.
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