Realismus!
Hier kommt jetzt eine Faustregel, die Sie vielleicht erschrecken wird. Aber ich finde es wichtig, redlich mit Ihnen zu sein: Veränderung beziehungsweise das Ersetzen negativer Glaubenssätze kann aufgrund ihrer tiefen „Verankerung“ und emotionalen Aufladung Monate und Jahre dauern – selbst bei regelmäßiger Übung.
Das zeigen Studien, aber auch auch Erfahrungen mit Menschen, die z.B. im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie unter professioneller Begleitung hart und regelmäßig an ihren Grundüberzeugungen arbeiten. Es wäre schön, wenn es eine einfache, schnelle Lösung gäbe. Es gibt sie aber nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine einzelne Erkenntnis oder Übung einen über Nacht zu einem völlig neuen Menschen macht, geht gegen null und ist eine Marketing-Lüge all jener, die mit schnellen „Patentlösungen“ Geld verdienen. Heraus kommt dabei dann aber Fastfood. Langfristig nicht die gesündeste Lösung.
Wie aber bereits beschrieben: Es wäre andererseits auch sehr anstrengend, verwirrend und wahrscheinlich sogar schädlich, wenn wir unsere grundlegenden Glaubenssätze wie Fähnchen in den Wind hängen könnten. Die „Trägheit der Veränderung“ hat auch etwas Gutes.
Ein Gedankenexperiment zu negativen Glaubenssätzen
Jetzt fragst du dich bestimmt, wann ich endlich erkläre, wie du deine negativen Glaubenssätze verändern kannst. Doch ich bin kein Guru und habe keine Patentlösung – aber eine Denkanregung, ergänzend zu den oben bereits genannten Punkten. Ein Gedankenexperiment („Die Wunderfrage“), frei nach Steve de Shazer und Paul Watzlawick, das verdeutlicht, dass negative Glaubenssätze zwar nur langsam verändert werden können, wir uns aber durchaus im Hier und Jetzt entgegen dieser Glaubenssätze verhalten können (und sie dadurch langfristig aufweichen). Was vielleicht viel wichtiger ist als ihr Inhalt.
Stell dir vor, im Traum erscheint dir eine gute Fee und zaubert die negativen Glaubenssatz beziehungsweise deine negative Selbstüberzeugung weg. Am nächsten Tag wachst du auf und wirst dadurch nicht mehr belastet. Was würdest du ab jetzt ander(e)s tun als bisher? Frage dich im zweiten Schritt, wie du große Verhaltensveränderungen in kleine Teilschritte aufgliedern kannst, um dich nicht zu überfordern. Und dann steigst du auf‘s Rad und fährst los. Man muss erst Fahrrad fahren, bevor man Fahrradfahren kann.
Die Idee hinter dieser Strategie: Gefühle und Gedanken (inkl. Glaubenssätze) sind Mitläufer unseres Tuns und Erlebens. Und Veränderung braucht Zeit.