Es ist doch bedauerlich, dass ganze Expertengespräche zum Thema veröffentlicht werden, wie und ob man die gefühlte Nachlässigkeit des Partners im Alltag mit der gemeinsamen Liebe vereinbaren kann. Mit Humor und ein wenig Selbstironie findet man schon eine Lösung, wie man auch trotz Wasserflecken auf dem Glastisch entspannt miteinander umgehen kann.
Persönlich gesprochen ist beispielsweise mein Verständnis von Ordnung ziemlich übersteuert. Was ich als Unordnung empfinde, gilt für andere noch locker als picobello. Für diese Einsicht brauchte ich keinen Beziehungsratgeber, ich musste nur ein wenig Zeit mit meiner Mutter verbringen. Die ist im Ordnungsbereich noch übersteuerter als ich und es ist anstrengend. Und ich will meinem Partner gegenüber wirklich nicht meine Mutter raushängen lassen.
Alle Bedürfnisse der Partner sind zunächst gleichwertig
Ein anderes Beispiel ist, sagen wir mal, typisch für Frauen, die mit einem Mann das Zuhause teilen. Männer tun manchmal männerspezifische Sachen. Die Bartrasur ist eine davon. Und dann sieht das Waschbecken hinterher aus, als hätte man dort einen Igel gesprengt. Darüber kann man sich natürlich aufregen. Aber man könnte die Angelegenheit auch aus anderer Perspektive betrachten und sich darüber freuen, dass da ein Mann ist, der sich den Bart rasiert.
Das dritte Beispiel ist sehr wahrscheinlich ein Paradox jeder Beziehung: Die eigene Macke verstärkt eine Macke des anderen. Der eine räumt ständig auf, der andere sucht dauernd seine Sachen. Wenn aber nur einer aufräumt, sucht der andere noch öfter seine Sachen. Der eine fällt ständig ins Wort, der andere beteiligt sich selten am Gespräch. Und wird es wahrscheinlich noch weniger tun, wenn er sowieso unterbrochen wird. Auch hier gibt es eine lange Liste, an deren Ende steht, dass Beziehungen zuallererst ein Wechselspiel sind, wenn es um wie auch immer als störend empfundenes Verhalten geht.
Die Quitte auf dem Hocker neben meinem Bett ist längst vergammelt und liegt dort nicht mehr. Aber ab und zu lege ich dort etwas Neues hin, was mich daran erinnern soll, dass es wichtigere Dinge gibt, als sich darüber aufzuregen, dass der Duschkopf schon wieder in der Badewanne liegt.