Mir wurde immer klarer, dass mein neuer Mann im alten Beziehungsgeflecht verhaftet war. Diese Tatsache hat auch dazu beigetragen, dass ich mich immer mehr zurückzog. Es wurde immer grotesker und gipfelte darin, dass er mich bei der Planung seines Geburtstages in einem Restaurant fragte, ob ich „dazu kommen wollte“. Gemeint war: zu seiner Tochter und seiner Ex.
Ich befand mich stets in Konkurrenz zu zwei Frauen. Zwei Frauen, an denen er zu jeder Gelegenheit etwas auszusetzen hatte. Langsam begann ich mir auszumalen, wie er wohl mit ihnen über mich sprach. Es ärgerte mich sogar, dass ich maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass die Eltern weitestgehend erwachsen über die Belange der Tochter sprechen konnten. Ich war die Geliebte, ich war die Therapeutin und Klagemauer des Systems, ich hatte jedoch keine nachhaltige Stellung.
Beim dritten anstehenden Weihnachtsfest, bei dem im Vorfeld die Stimmung gewohnt angespannt war, ließ ich die Situation eskalieren, indem ich meine Bedürfnisse klar formulierte. Ich wollte ohne seine mittlerweile 23-jährige Tochter feiern, ohne seine Eltern und ohne seine Ex. Er trug irritiert zahlreiche Argumente vor, warum so ein Szenario ausgeschlossen sei. Hellhörig machte mich die Aussage, man könne doch den Vater nicht mit der „schrecklichen Mutter“ alleine lassen. Die Dominanz seiner Mutter war nicht zu leugnen. Es stand nun 3 gegen 1 (Mutter, Ex und Tochter gegen „die Neue“). Wir trennten uns kurz nach Neujahr.