beziehungsweise-Autorin Stefanie Wilke hat einen Mann kennengelernt, der in Trennung lebt. Das hat er auch von Anfang an kommuniziert. Aber die Ex-Beziehung dominierte dann doch das neue Glück viel zu sehr
Ich verliebte mich in einen Mann, der in Trennung lebte. Ich wurde auch über meine Vorgängerin informiert. Und das nicht erst nach zwei Monaten. Ein ehrlicher Mann also, der die Dritte im Bunde nicht verschweigt. Ein fairer Start. Zunächst. Aber jede Frau, die eine neue Beziehung mit einem Partner mit emotionalem Gepäck aus einer langjährigen Bindung eingeht, sollte sich für wesentliche Punkte sensibilisieren.
Beispielsweise war mein neuer Partner offiziell einige Jahre getrennt lebend, aber er sprach auffallend häufig und dabei nicht besonders nett über seine Exfrau. Seinen Anteil am Scheitern der Partnerschaft schien es in seinen dramatisch ausgeschmückten Erzählungen nicht zu geben. Die Geschiedenen waren Eltern einer inzwischen volljährigen Tochter. Wenn sie anrief, erschien von ihr ein Baby-Foto auf seinem Smartphone. Wenn sie ihren Vater besuchte, bekam Daddy in meinem Beisein einen Kuss auf den Mund und sein Schoß wurde demonstrativ eingenommen. Das waren Bilder, die mich irritierten. Aber ich schob sie zunächst beiseite, ich war sehr verliebt in diesen Mann.
Alle Familienfeste wurden gemeinsam gefeiert, inklusive Weihnachten; was bedeutete, dass ich die ersten zwei Jahre unserer Beziehung am Weihnachtsbaum seiner Eltern saß – im Beisein seiner Exfrau und der gemeinsamen Tochter. Die Rituale der Ursprungsfamilie schienen zementiert. Wenn ich ihm vorschlug, auch mal anders zu feiern, kippte die Stimmung zwischen uns. Ich begann, die regelhaft anberaumten Familientreffen zu meiden und erfand Ausreden. Dass ich mich eigentlich nach einem klaren Bekenntnis zu mir und eigenen Ritualen sehnte, fiel unter den Tisch.