Wie ein gebrochenes Herz heilen kann

Die regelmäßige Bewegung in der Natur tat mir gut. Ich hatte sogar einen Lieblingsbaum, eine uralte Buche unter der ich manchmal Rast machte und schweigend ins Blätterdach – und Wochen später an den kahlen Ästen vorbei – in den Himmel schaute. Der Hund und ich schlossen Freundschaft, das Tier schien meine Traurigkeit zu verstehen, saß oft nah bei mir und hielt diese Stimmung stoisch aus.

Und eines Tages meldete sich mein Appetit zurück und ich begann, hingebungsvoll Eintöpfe für mich und meine Nachtschwestern zu kochen. Der Schichtplan meiner großartigen Freundinnen war nicht mehr so eng getaktet, ich blieb die Nächte über allein. Manchmal schlief der Hund an meinem Bett. Er war jetzt eine Art Dauerleihgabe. Zu den Eintöpfen gesellten sich von mir selbst gebackene Kuchen, immer mit hohem Schokoladeanteil.

Die Gebetsmühle meines Fragenkatalogs lief nach vier Monaten schon etwas langsamer. Ich hatte mich sortiert und der Schmerz war verdünnt. Trotzdem, ich nahm meinen Kummer noch immer ernst. Schließlich hatte ich eine große Liebe zu betrauern. Denn ER kam tatsächlich nicht zurück, sondern war bereits in einer frischen Beziehung abgetaucht. Zufälligerweise kannte er die Neue schon eine Weile. Eine Extraportion Schmerz zum endgültigen Abschied von der Illusion.

Nach etwa acht Monaten fühlte ich mich stark und wieder neugierig genug, um etwas tiefer zu gehen mit mir. Ich wollte wissen, warum es mich so hart erwischt hatte. Ich suchte mir einen Coach, zehn Sitzungen spendierte ich mir und meinem neuen Selbstwert und ich spürte wie ich mich langsam wieder zusammensetze. Unter meinem Liebeskummer hatte sich nämlich auch Lebenskummer versteckt. Eines Morgens fragte der liebenswerte Nachbar mit dem Labrador, ob er mich und seinen Hund mal begleiten dürfte. Zuvor war mir nie wirklich aufgefallen, dass er überaus attraktive veilchenblaue Augen hatte. Ich lächelte und sagte: „Klar. Warum nicht?“


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