Verlustangst in der Beziehung kann vieles kaputt machen. Diplom-Psychologe Markus Ernst erklärt, wo die Ursachen für die Ängste vor Verlusten liegen und wie man dagegen angehen kann
Die evolutionäre Bedeutung der Angst
Angst ist eine wichtige Emotion und hat evolutionsgeschichtlich eine besondere Funktion: Sie dient sozusagen als Schutzmechanismus, soll die Sinne schärfen und entsprechendes Verhalten (Beispiel Flucht) einleiten. Beeinträchtigt die Angst dauerhaft unser Leben und lähmt uns, dann liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Angststörung vor. Auch in allen Formen zwischenmenschlicher Beziehungen – insbesondere Paarbeziehungen – kann es zu unterschiedlichen Formen der Angst kommen. Eine relativ weit verbreitete Form ist in diesem Zusammenhang die Angst, den Partner zu verlieren, sprich die Verlustangst.
Verlustangst in der Beziehung: klammern und kontrollieren
Die Vorstellung, einen geliebten Menschen zu verlieren, macht natürlich Angst. Ganz egal, auf welche Weise der Verlust des Partners zustande kommt, der Gedanke daran verursacht meist ein sehr beklemmendes Gefühl. Je nach Vorerfahrung und Persönlichkeit eines Menschen kann diese Form der Angst innerhalb einer Paarbeziehung allerdings sehr unterschiedliche Ausmaße erreichen. Wer beispielsweise dauerhaft das Gefühl hat, ohne den anderen nicht leben zu können und keine Vorstellungen davon hat, welche Strategien er zur Bewältigung so eines Verlustes einsetzen könnte, wird von dieser Angst oft zunehmend vereinnahmt und belastet damit ungewollt die bestehende Partnerschaft.
Klammern bewirkt Distanzierung
Menschen mit einer übergroßen Verlustangst neigen – verständlicherweise – dazu, stark zu klammern und den Partner kontrollieren zu wollen. Dieses Verhalten wiederum ist für die Umgebung von Betroffenen auf Dauer belastend und führt nicht zur gewünschten Festigung und Nähe in einer Partnerschaft, sondern verursacht vielmehr eine zunehmende Distanzierung. Ein Teufelskreis: Merkt der Betroffene nun, dass sich der Partner entfernt, befördert dies die sowieso vorhandene Verlustangst und es wird noch mehr geklammert und kontrolliert usw.