Wenn die Ernährung zum Streitthema in der Beziehung wird

Schürt das schlechte Gewissen beim Gegenüber

Zum Beispiel die Frage, ob das bisherige (gemeinsame) Verhalten „schlecht“ war. Warum etwas ändern, was schön war und beide zusammen genossen haben? Vor allem wenn gesundheitliche Aspekte eine Rolle spielen, kann es das schlechte Gewissen beim Gegenüber hervorrufen. Gerade junge Frauen fühlen sich z.B. unter Druck gesetzt, wenn der Partner Sport treibt. Aber auch den Männern machen derartige Ambitionen der Frau kein gutes Gefühl, selbst dann nicht, wenn man prinzipiell der Meinung ist, dass beiden Bewegung guttun würde (2).

Das geänderte Verhalten des anderen kann Unsicherheiten und Ängste schüren. Vor allem in Hinblick auf das eigene Verhalten (Findet er/sie mich nicht mehr so attraktiv, wenn ich nicht mitziehe?) oder auch das des Partners (Wem muss sie/er etwas beweisen?). Dabei ist nicht nur das Verhalten selbst, sondern gerade die Änderung das sensible Thema, vor allem wenn man bedenkt, dass sich viele Gewohnheiten in einer Partnerschaft im Laufe der Zeit eigentlich ganz natürlich angleichen. Dass das bei der Ernährung so ist, davon gehen fast 60 Prozent der Paare aus (1). Und wenn dann noch fast 40 Prozent der Befragten sagen, dass sie nie für ihren Partner ihre Ernährungsgewohnheiten ändern würden (1), hat man auch ganz praktisch plötzlich ein Problem. Nämlich das, was heute Abend gekocht wird. Und von wem? Letztlich kocht dann jeder sein eigenes Süpplein. Und der Beziehungsfrieden ist dahin.

Wie eine Religion

Gerade in den letzten Jahren ist das Thema Ernährung zu einer Art Religion geworden. Es geht nicht mehr nur darum, wie viel man isst, sondern vor allem darum, was man isst. Was Du auf dem Teller hast, zeigt, wer Du bist. Dabei wird Essen zum Statussymbol. Wer etwas auf sich hält, isst gesund. Gesund isst, wer es sich leisten kann. Und was gesund ist, bestimmt der jeweils neueste Trend. Also schroten wir unsere Körner, beleben Haselnüsse, kippen uns pappige Hafermilch in den Kaffee, verteufeln Gluten, pflanzen auf städtischen Dachgärten unsere Kohlrabis an und gehen zurück in die Steinzeit. Bitteschön, wem es ein gutes Gefühl macht und schmeckt, der soll es gern tun.

Problematisch wird es dann, wenn ich meine neue Lebens- und Ernährungsphilosophie jemand anderem aufzwingen will. Diesen Missionierungsversuchen stehen nicht alle Menschen offen gegenüber.

Unterschiedliche Einstellungen können trennen. Unterschiedliche Religionen erst recht. So ist „das Scheidungsrisiko bei unterschiedlicher Religionszugehörigkeit um 60 Prozent höher als bei Partnern mit gleichem Glaubensbekenntnis“. (3)

Wenn Ernährung zur Quasi-Religion für den einen wird und der andere sich nicht bekehren lassen will, dürfte Paaren das Gleiche blühen. Irgendwann versteht man sich einfach nicht mehr.

Lustkiller: Deine Salatblätter turnen mich ab

Und dann ist da noch etwas. Man sagt ja, Liebe geht durch den Magen. Dieser Aussage stimmen knapp 65 Prozent der Befragten zu (1). Aber nicht nur das. Essen hat auch mit Sex zu tun. So sagen 43 Prozent, dass Kochen sexy macht (1) und Paare, die sich gemeinsam an den Herd stellen, haben mehr Sex als Paare, die dies nicht tun. (2)


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