Wenn ein Trauerfall die Partnerschaft belastet: Wir klären über das sensible Thema „Trauer in Beziehungen“ auf und nennen hilfreiche Verhaltensweisen, um in einer solch schweren Lebensphase als Paar zusammenzuhalten
Trauer, Sterben und Tod sind Phänomene, die in unserer Gesellschaft gerne verdrängt werden. Dabei betreffen sie uns alle. Kein Leben ohne Phasen der Trauer, Todesfälle und Momente, in denen uns auch unsere eigene Sterblichkeit schmerzlich bewusst wird. Doch vieles in unserem Alltag ist auf die Maximierung von Glück und Freude ausgerichtet – und das ist auch gut so, denn Glück und Freude geben uns Kraft, motivieren uns, machen unser Leben lebenswert. Aber zum Leben gehören auch schattige, dunkle Abschnitte mit dazu. Bei jedem von uns.
Trauer in Beziehungen nach Todesfällen
Ein in vielen Beziehungen ausgeklammertes, bisweilen verdrängtes Thema sind solche Todesfälle, die mit starker Trauer nur eines Partners einhergehen. Dies ist z.B. häufig beim Tod der Eltern der Fall. Zu denken ist aber auch an den Tod von anderen Verwandten, engen Freunden, Bekannten oder manchmal sogar Menschen, mit denen man zeitlebens kaum etwas zu tun hatte. Was wir in diesem Beitrag nicht thematisieren, ist hingegen der Verlust eines gemeinsamen Kindes oder des Partners selbst (Verwitwung).
Jeder Mensch trauert anders und unterschiedlich lange. Vorherzusagen, wann jemand „wieder über den Berg“ sein wird, ist schwierig bis unmöglich. An der Dauer einer so genannten Trauerreaktion lässt sich überdies auch noch nicht ablesen, ob die Trauer über den Verlust eines Menschen pathologische Züge angenommen hat oder nicht. Oft dauert es lange, bis ein Verlust „verarbeitet“ werden konnte und jene innere Wandlung stattgefunden hat, die notwendig ist, um sich auf ein Leben ohne den Menschen, der verstorben ist – beziehungsweise eine gewandelte Beziehung zu ihm –, ganz einzulassen.
Beziehungsprobleme im Zusammenhang mit einem Trauerfall
Diese beiden Aspekte – jeder trauert anders und unterschiedlich lang – führen in Beziehungen mitunter zu partnerschaftlichen Spannungen bis hin zu Krisen oder sogar Trennungen.
Es kann beispielsweise vorkommen, dass
- … der Partner des Trauernden/der Trauernden der Ansicht ist, es reiche nun; er/sie habe langsam mal genug getrauert
- … der Partner des Trauernden/der Trauernden sich zurückgesetzt fühlt durch die verringerte Aufmerksamkeit, die ihm in einer Trauerphase zuteil wird (ein in diesem Zusammenhang selten beleuchtetes Phänomen ist, dass es wegen der Trauer oder gar der Einnahme bestimmter Antidepressiva auch zu Lustlosigkeit kommen kann)
- … der Trauernde/die Trauernde sich vom Partner unter Druck gesetzt fühlt, schnell wieder partnerschaftlich und gesellschaftlich „funktionieren“ zu müssen (dies kommt besonders oft vor, wenn der/die Trauernde Kinder hat, für die das „normale“ Leben weitergehen soll)
- … sich der Partner des Trauernden/der Trauernden überfordert, hilf- und ratlos fühlt („Ich würde ja gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht, wie“) und die Trauer am liebsten wegreden, ignorieren, verleugnen würde
- … sich der Partner des Trauernden/der Trauernden herabgesetzt fühlt, vielleicht sogar in einem bestimmten Sinne eifersüchtig auf die verstorbene Person ist, der momentan in Form von Trauer so viel Liebe zuteil wird
- … sich durch den Todesfall der Blick des Trauernden/der Trauernden auf sich selbst, die Beziehung und das Leben überhaupt verändert hat
- … sich der trauernde Partner unverstanden und emotional nicht gehalten fühlt
- … mit dem Tod eines Menschen ein monate- oder jahrelanger Lebensabschnitt endet, in dem sich der Partner womöglich intensiv um den Verstorbenen gekümmert hatte (z.B. Pflege, Sterbebegleitung), und jetzt „einfach die Luft raus“ ist und die eigenen Kräfte verbraucht sind
Auch wenn diese Spannungen und Konflikte hochgradig individuell sind, ist es hilfreich, sich als Partner eines von einem Trauerfall Betroffenen über mögliche Hilfsangebote und hilfreiche Verhaltensweisen zu informieren. Im Folgenden geben wir Ihnen einige Tipps.