Der erste Gedanke beim Aufwachen und der letzte vor dem Einschlafen gilt ihm, doch statt guten sind es plötzlich nur noch schlechte. Man hört auf, sein eigenes Leben zu pflegen und beginnt, sich mit den Dingen auseinander zu setzen, die bei dem anderen nicht richtig liefen und mit der Zeit entdeckt man immer mehr Dinge, die eher schlecht waren als gut und die Witze, über die man sonst immer gemeinsam gelacht hat, haben ihren lustigen Klang verloren und sind stattdessen nur noch Anekdoten einer Zeit, in der alles noch irgendwie anders war, doch anders heißt halt nicht besser.
Das Schlechte hat das Gute mit der Zeit einfach ersetzt und weil das Schlechte viel zu viel ist und statt dem Guten überwiegt, wird das Gute irgendwann halt auch einfach zum Schlechten, weil man nicht glauben kann, dass alles mal so gut war, wo jetzt doch alles nur noch schlecht ist, und dann denkt man, dass es schon immer schlecht gewesen sein muss, dass es nie gut gewesen sein kann, ich meine, wenn es wirklich mal so gut war, wie man das immer geglaubt hat, dann könnte es ja gar nicht ganz so schlecht sein, wie es nun gerade eben ist.
Wenn das Gute gegangen ist und nur das Schlechte geblieben, dann bleibt dir manchmal nichts anderes übrig, als die Suche nach dem Guten aufzugeben und das Schlechte einfach anzunehmen – vor allem dann, wenn sich irgendwie beide in der Suche nach dem Guten verrannt haben und das Schlechte dadurch noch mehr wurde. Zwei mal Minus ergibt nicht automatisch immer Plus, auch wenn unsere Lehrer uns das früher glauben lassen wollten.
Ich habe keine Ahnung, was da bei mir genau passiert ist, an dem Tag, an dem das Gute ging und mir das Schlechte schickte. Ich weiß nur, dass sich an dem Tag alles änderte und alles Gute plötzlich schlecht war und dann mal wieder gut, nur um danach noch schlechter zu werden und irgendwann hatte ich das Gefühl, mich einfach nur noch zu verrennen.
Und so beschloss ich, die Suche nach dem Guten aufzugeben und das Schlechte einfach anzunehmen, und als ich aufgegeben habe, also wirklich einfach aufgeben habe, das Gute ganz bewusst zu suchen, fand ich es wieder, in mir selbst – und dass ich es ausgerechnet in mir selbst gefunden habe, als ich aufgehört habe, in ihm danach zu suchen, hat mich zwar nicht schlauer gemacht, aber irgendwie zufriedener und so konnte ich das Schlechte endlich loslassen, ohne es ganz bewusst tun zu müssen.
Wenn ich dem Menschen, mit dem bei mir das Gute gegangen ist, noch eine Sache sagen könnte, dann, dass ich das Gute hinter all dem Schlechten, das da war, doch wiedergefunden habe, auch wenn es nur durch Zufall war – denn die Dinge sind nicht einfach weg, so wie er das zu mir gesagt hat, sie gehen manchmal nur kurz verloren oder haben sich einfach gut versteckt.
„Where does the good go?“, haben Tegan & Sara mal in einem Song gefragt und ich glaube, ich habe die Antwort darauf gefunden. Ob man das Gute für immer gehen lässt oder nicht, liegt nämlich immer bei einem selbst – und solange es in einem selbst ist, bleibt es da auch, ohne dass man überhaupt darüber nachdenken muss.