Weihnachten ohne Familie kommt für mich nicht in Frage – Auch in Zeiten von Corona

Clara und Frank sind nicht nur ein glückliches Zweiergespann, sondern auch Teil einer glücklichen Großfamilie. Aber in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest prallen nun unterschiedliche Ansichten aufeinander

Ist das Risiko zu hoch?

Frank meint dagegen, dass ein Verzicht auf Geselligkeit vielmehr im Namen der Liebe und vor allem im Namen der Verantwortung für die Mitmenschen stehen würde. Zwar sind seine Eltern und die von Clara gesund, aber sie sind eben nicht mehr jung. Frank findet, dass Clara sehr wohl selbstsüchtig handeln will, sie kann sich Weihnachten ohne Familie nicht vorstellen, ihre persönliche Freude ist getrübt, wenn Mama und Papa und die Geschwister und ihre Nichten und Neffen Weihnachten fernbleiben. Also her mit der Familie zum eigenen Vergnügen. Allein die Anwesenheit der schulpflichtigen Kinder sieht Frank als potentielle Gefahr, denn die sind noch bis kurz vor den geplanten Ferien in die Schule marschiert und dort vielleicht noch mit an Corona Erkrankten in Kontakt gewesen.

„Es haben doch alle aus der Familie mit Entschiedenheit gesagt, dass sie es absolut okay finden, wie Clara und ich entscheiden. Clara macht sich nicht stark für die Familie, sondern für sich selbst“ klagt Frank. „Es hängt hier nicht einmal der Familienfrieden am seidenen Faden, weil in der Familie Einigkeit herrscht. Nur Clara und ich sind uns plötzlich uneinig. Ich bin plötzlich der norddeutsche Spießer, dem die Regeln nicht reichen, der sich eigene Regeln macht, die noch viel strenger sind als die offiziellen Vorgaben. Den Schuh ziehe ich mir nicht an.

Verzicht für die Gesundheit aller

Clara und ich ziehen an einem Strang, was unsere Auffassung von Familie angeht, welchen Stellenwert wir ihr beimessen. In der Hinsicht hat sich bei mir nichts geändert. Aber ich habe es nicht nötig, diesen Stellenwert um jeden Preis zu beweisen. Familie ist mehr, als sich regelmäßig treffen. Ja, Familie kann auch mehr sein als Weihnachten. Der Zusammenhalt einer Familie kann sich auch darin zeigen, gemeinsam ein Opfer zu bringen, das einem höheren Zweck dient. Denn es geht ja nicht nur um das Wohl von Claras und meinen Eltern, es geht um das Wohlergehen aller. Für mich gilt, dass ich mit jedem Verzicht auf einen sozialen Kontakt vielleicht ein Menschenleben rette. Das ist mein Statement. Und dann sind meine Mutter und mein Vater und mein Bruder hier eben am Ende auch einfach „nur“ ein sozialer Kontakt, obwohl ich sie über alles liebe. Soweit gehe ich.“

Clara möchte auf eine ganz andere Weise ein Zeichen setzen. Sie beklagt die allgemeine Weltuntergangsstimmung und findet, dass ein schönes Familienfest ein Symbol der Hoffnung ist, für einen selbst und auch für andere.

„In unserer Gesellschaft versinken wir gerade in einem Meer von Trübsinn und Resignation, Umfragen ergeben, dass ein Fünftel der Menschen zwischen 30 und 50 schwarz sehen für die Zukunft. Das ist doch schrecklich. Insofern sollte doch Weihnachten, das ohnehin schon aus christlicher Sicht das Fest der Hoffnung ist, regelrecht zelebriert werden.“

Erwartungsdruck gering halten

Frank: „Clara wirft mir vor, dass ich ängstlich und spießig sei. Mir scheint, dieses Festhalten an Ritualen ist engstirnig. Wo ist hier die Flexibilität? Ich bin echt erschüttert, dass wir uns derart in die Haare kriegen über dieses Weihnachten, meine Clara und ich. Es kann doch nicht sein, dass das, was uns normalerweise zusammenschmiedet, nämlich die Bedeutung, die die Familie für uns hat, jetzt einen Keil zwischen uns treibt. Ich halte mich erst einmal zurück und habe Claras Eltern gebeten, mit ihr zu sprechen. Die sind nun wirklich passionierte Familienmenschen, die lieben Clara, die lieben mich, was die denken und sagen, das ist für Clara sonst immer Gesetz. Womöglich befürchtet sie, dass die Eltern so tun, als würden sie uns die Gestaltung des Fests überlassen und insgeheim erwarten, dass wir alle zusammen sind, dass sie sich also nicht trauen, zu sagen, was sie wirklich wünschen.

Das kann man besprechen, das geht auch gut mit meinen Schwiegereltern, die reden eigentlich nicht um den heißen Brei herum. Deshalb setze ich darauf, dass sie nochmals beteuern, dass es ihnen recht ist, was Clara und ich entscheiden. Vielleicht setzen wir uns auch zu viert zusammen, ganz wie es für Clara das Beste ist. Ich habe ihr versprochen, dass ich mich auch noch einmal mit meinen Eltern austausche, dass sozusagen der Familienrat tagt. Ich kann mir vorstellen, dass das bei Clara den Druck rausnimmt, wenn sie erkennt, wir als Familie entscheiden das alle zusammen, es ist von den Eltern und von den Schwiegereltern nicht so dahingesagt, dass sie in diesem Jahr eine Weihnachts-Pause machen wollen. Es ist also kein Paar-Ding, dass wir uns rausziehen. Alles ist, wie es war, die Familie ist uns heilig. Auf Grund der Umstände in diesem Jahr feiern wir eben ein einziges Mal anders.“


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