Liebesbeziehungen als Bindung
Liebespartner sind einander sowohl Heimathafen als auch sichere Basis. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber dennoch wurde Bindungsverhalten lange Zeit in der Paartherapie nicht mit einem derart konkreten Bezug zur Bindungstheorie thematisiert wie in der Emotionsfokussierten Paartherapie von Dr. Sue Johnson. In modernen Ansätzen wie der Paartherapie nach John Gottman finden sich zahlreiche Anleihen, beispielsweise dass jede Zuwendung eines Partners zum anderen ein “Bid of Connection” wäre, also der Versuch Bindung herzustellen. Der Blickwinkel jedoch, dass alles, was in Beziehungen geschieht, durch die Linse der Beziehungssicherheit betrachtet werden kann, der ist neu.
Im Fokus der EFT stehen deshalb Fragen wie: Auf welche Weise unterstützt mich mein Partner? Wie tröstet er mich, wie ermutig er mich? Wer kleine Kinder hat, kennt diese Fragen gut. Und tatsächlich wiederholen sich in Liebesbeziehungen die Dynamiken von früher – wenn man denn genau hinschauen möchte.
Menschen lernen sofort, dass sie sich vor erstmals erlebten Verletzungen für die Zukunft schützen sollten und entwickeln Schutzstrategien. Diese Strategien schaffen Distanz und verhindern Nähe, obwohl sie von dem Wunsch nach mehr Nähe geprägt sind. Paradox eigentlich. Aber jeder kennt das: Um nicht verletzt zu werden, zieht man sich zurück. Dabei wünscht man sich doch Nähe. Dies wiederum verunsichert den Partner und der reagiert mit eigenen Schutzstrategien, die wiederum die des Partners triggern, und immer so weiter. Ein Teufelskreis, der in der Emotionsfokussierten Paartherapie als “Tanz” bezeichnet wird. EFT sorgt für eine neue Musik und ändert dadurch die Tanzschritte.
Das Ärzteblatt schreibt zur EFT: 80 Prozent der Paare haben anschließend wieder eine enge Bindungsbeziehung. Die EFT ist effizienter als viele andere Paartherapiemethoden, nicht nur im Hinblick auf die Wirksamkeit, sondern auch auf die Therapiedauer, die im Mittel bei zehn Sitzungen liegt.
Die Emotionsfokussierte Paartherapie
Alles, was wir in einer Beziehung tun – oder lassen – hat mit unserem Bedürfnis nach Bindung zu tun, so der Gedanke hinter der Emotionsfokussierten Paartherapie. Unsichere Beziehungen werden geprägt von der Angst vor Verlust – jedoch sind die Verhaltensweisen der Partner nahezu immer unterschiedlich, mit diese Angst umzugehen. Es gibt evolutionär den Kampf-Flucht-Erstarrungs-Mechanismus. Fühlen wir uns bedroht, reagieren wir rein instinktiv, denn die Bereiche des Gehirns, die abwägen oder analysieren können, sind der Impulshandlung nachgelagert. Evolutionär liegt das daran, dass diese Areale einfach viel später erst entwickelt wurden, unsere Vorfahren aber natürlich schon auf Gefahr reagieren mussten, um zu überleben. Sonst hätten sie schließlich keine Nachkommen zeugen können. Verlassen werden ist eine immense Bedrohung. Heute nicht so sehr wir früher, aber stammesgeschichtlich bedeutete verstoßen werden von der Gruppe den Tod. Die Bedrohung fühlt sich also sehr real und sehr stark an in unsicheren Beziehungen.