Was hat mein Ärger über dich mit mir zu tun?

Meine Reaktion darauf: Ich zetere, ich nerve, ich quäle, ich manipuliere und versuche zu ändern. Eben die ganze Palette einer verärgerten Person. Dass keine dieser Verhaltensweisen liebenswert sind, auch nicht liebenswürdig, scheint mir völlig egal. Das ist schon paradox: Aus Angst, nicht geliebt und verlassen zu werden, verhalte ich mich so wie jemand, den man besser nicht liebt und bald verlässt. Darüber können wir uns alle sicher schnell einig werden: Eine wenig aussichtsreiche, wenn nicht sogar dumme Strategie.

Und nun kommt das Beste: Das weiß ich ja. Und deshalb ärgere ich mich über mich.

Wie gesagt, es heißt: Ich ärgere mich.

Ein wundervolles Buch über die Fallen von Beziehungen trägt den klugen Titel: “Würdest du mich wirklich lieben, würdest du Knoblauch essen.” Damit soll ausgedrückt werden, woher die Verletzung kommt, die unseren Ärger befeuert: Von dem Wunsch, dass der Partner uns durch sein Handeln ständig beweist, dass er uns liebt. Verhält er sich anders, liebt er uns nicht, fürchten wir, das versetzt uns in Panik, wir reagieren intuitiv, weil der Verstand in Panik nicht gut arbeitet und schließlich ärgern wir uns über unsere Reaktion, unsere negativen Gedanken und Furcht, weil wir eben doch lieber fröhlich auf einer Blumenwiese Picknick mit dem Herzensmenschen machen würden.

Ein Mensch, über den wir uns ärgern, verrät zunächst immer etwas über uns. Ich sage zwar, dass ich Ordnung liebe, zumindest in der Küche, aber gleichzeitig bin ich ein Chaot, der eher Toast in der Pfanne aufbrät als daran zu denken, einen neuen Toaster zu kaufen. (Wir lassen einfach weg, dass ich, sollte meine bessere Hälfte dann einen neuen gekauft haben, nochmals eine kurze Ewigkeit von erbitterten Auseinandersetzungen über das Erinnerungsvermögen von Menschen und von Männern insbesondere darüber führe, wie und wann der kaputte Toaster nun entsorgt wird.) Auch Chaos ist eine Frage der Perspektive: Für den einen ist es beginnender Niedergang und Zerstörung, für den anderen Vorbereitung auf etwas Neues, auf etwas Besseres.


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