“Warum jetzt? Warum Stress? Wie kann man sich Stress machen wegen einer Sache, die sich immer wiederholen wird: heute, morgen, übermorgen wird es schmutziges Geschirr und miefende Kleidung geben. Entspann dich doch!” Zugegeben, wirklich falsch ist diese Haltung nicht. Doch weil die Küche nach jedem Kochgang schmutzig ist, heißt das doch nicht, dass man sie einfach schmutzig lässt! Die Antwort darauf lautet dann: “Ich mache es ja, nur eben nicht jetzt!” Und ich bekomme Schweißflecken auf der Stirn – und mache selbst sauber. Fühle mich dabei ungerecht behandelt, ausgenutzt und ärgere mich. Umgekehrt habe ich ein Gedächtnis wie ein Sieb, wenn es um Praktisches geht. Der Toaster ist kaputt? Ich kaufe einen neuen, verspreche ich. Nur denke ich dann nie dran. Ich erinnere mich, wenn ich Toast machen möchte. Aber wirklich nur dann. Oder das gebrochene Ladekabel. Müsste ich ein neues kaufen. Solange nehme ich das, das ich gerade finde. Auch wenn es nicht meines ist und dann meine bessere Hälfte rote Flecken bekommt, weil sie ihres nicht benutzen kann und ich “schon wieder!” keinen Ersatz besorgt habe.
Eine kurze Analyse der Szenen einer Ehe ergibt: Unabhängig vom Anlass fühlen sich die beiden Protagonisten gegenseitig nicht ernst genommen in ihren Bedürfnissen. Und das von der Person, die man liebt. Das schmerzt. So sehr, dass man sich bedroht fühlt, sonst würde der Kreislauf nicht solche Reaktionen erzeugen. Wir sind evolutionär so geprägt, dass wir grundlos keine Energie aufwenden. Den Körper in Angriffs- oder Fluchtbereitschaft zu versetzen, benötigt Energie. Das Gefühl der Bedrohung muss also sehr real sein.
Nur: Wer um alles in der Welt behauptet denn, ich würde nicht geliebt? Davon hat kein Mensch gesprochen. Es ging nur um einen überquellenden Mülleimer und Chaos in der Küche. Das, worüber ich mir Sorgen mache, ist: “Hilfe, ich werde nicht geliebt, ich und meine Wünsche sind unwichtig, morgen werde ich verlassen!”