Wann bedeuten Beziehungsprobleme das Beziehungsaus? beziehungsweise-Autor Thorsten Wittke kann nicht verstehen, weshalb manche Menschen so leichtfertig und früh ihre Liebe opfern, nur weil es mal nicht rund läuft
„Irgendwas ist immer!“ Das ist der Satz, den ich zurückgebe, wenn mir jemand sein Beziehungsleid klagt, weil er gerade nicht mehr glücklich in seiner Partnerschaft ist. Das mag sich erstmal lapidar anhören, aber im Gegensatz zu vielen Anderen in der heutigen Zeit bin ich nicht der Meinung, eine Trennung könnte den Weg zurück zum Glücklichsein darstellen.
Ich verstehe die Menschen nicht, die diesen Rat geben. Wenn ich höre, dass jemand diesen Vorschlag macht, stellen sich mir die Nackenhaare auf und ich werde sauer. Dann möchte ich eingreifen, mich einmischen und den Ratgeber fragen, was er damit bezweckt. Ich würde gern die Frage stellen, wie lang seine längste Beziehung war und ob er jemals eine echte, tiefe Partnerschaft hatte.
Ich glaube nicht. Denn sonst wüsste diese Person, dass der Himmel nicht immer voller Geigen hängt und dass der Ratschlag eine Schnapsidee ist. Wenn sie jemals eine langfristige, tiefe, vertrauensvolle Partnerschaft geführt hätte, wüsste sie, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen es mal nicht so läuft. Dass es Tage gibt, an denen man sich unverstanden und ungesehen fühlt. In denen man nicht einer Meinung ist oder sich an Dingen stört, die man in der Vergangenheit liebenswert fand oder die sich aufgestaut haben. Das ist völlig normal und definitiv kein Grund davonzulaufen.
Ehen werden mit den Worten „in guten wie in schlechten Tagen“ geschlossen. Irgendwas müssen sich die Menschen dabei gedacht haben, als sie diese Floskel mit ins Trauungsritual aufgenommen haben. Den Satz „Ihr werdet immer glücklich sein.“, habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.
Wer mit diesem Anspruch in Beziehungen geht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ein Leben voller Kurzzeitaffairen führt und niemals das Gefühl kennenlernen wird, wie es ist, aller Widrigkeiten zum Trotz, ein Paar zu sein. An Problemen gewachsen zu sein, gemeinsam Lösungen erarbeitet zu haben und zusammen durch dick und dünn gegangen zu sein. Das ist der Klebstoff, der aus einer Romanze eine Liebesbeziehung macht.