Es ginge mir am Po vorbei, dass auf der Page der Frau, die mich vor Jahren verlassen hat, weil ich Kinder wollte und sie nicht, ich heute ein Profilbild sehe, auf dem sie mir mit ihrem Sohn entgegen lacht.
Wie einfach war es doch zu den Zeiten, als noch keiner an Facebook, WhatsApp und Google-Anfragen gedacht hat. Nach einer Trennung ist man sich aus dem Weg gegangen, wenn überhaupt ist man sich vielleicht alle paar Monate mal bei irgendwelchen Veranstaltungen über den Weg gelaufen. Es konnte in aller Ruhe die Wunde im Herz vernarben. Selbst wenn die Trennungsgründe ähnlich verlogen wie die oben beschriebenen waren. Man kam nicht dahinter und konnte zumindest glauben, dass die ausgesprochenen Worte ernst gemeint waren. Man konnte zurückschauen und sagen, wir waren an unterschiedlichen Punkten und deshalb hat es nicht gepasst, es hat wohl an Beiden gelegen.
Heute erkennt man, dass ein ehrlich gesprochenes „ Ich liebe dich nicht“ oder „ Ich liebe dich nicht genug“ viel hilfreicher gewesen wäre, um die Trennung zu überwinden. Man hätte nicht Monate damit verbracht, sich die Frage zu stellen, was wäre gewesen, wenn ich meinen Kinderwunsch noch mal überdacht hätte, wenn Peter nach Süden gezogen wäre oder Georg seinen Wunsch nach Zweisamkeit etwas kontrolliert und erstmal mehr Freiraum gewährt hätte. Die ganzen Zweifel und die Fehlersuche bei uns hätten wir uns sparen können, wären wir nicht so schamlos angelogen worden. Zu Zeiten, als das Netz noch nicht alles öffentlich einsehbar gemacht hat, lief man nicht ständig Gefahr, an Selbstzweifeln zu ersticken und nur, wenn man offensichtlich für jemanden Anderen verlassen wurde, stellte man sich die Frage: „ Was hat er, was ich nicht habe?“
Ich plädiere für mehr Ehrlichkeit bei Trennungen, gerade in der heutigen Zeit, in der alles nachprüfbar ist. Wir hätten weniger Zeit damit verbracht, Verständnis und Mitgefühl für die Ex zu haben und hätten sie dahin gewünscht, wo der Pfeffer wächst, wo sie hingehört, statt uns Gedanken darüber zu machen, ob unsere Position für die Beziehung nicht doch noch verhandelbar gewesen wäre. Unser Leben hätte viel schneller weiter gehen können und dieses ich-möchte-dir-ja-nicht-weh-tun-Geschwafel schmerzt viel mehr als eine klare Ansage.
Vor allem, wenn die Wahrheit nur einige Tastenklicks entfernt ist.