Warum die kleine Streitpause bei eurem Konflikt mind. 18 Minuten dauern sollte

Bei euch fliegen häufiger die Fetzen? Aber was geschieht eigentlich im Gehirn, wenn man streitet, sich richtig aufregt? Und wie lange sollte eine Streitpause dauern es, bis man sich gefasst hat?

Lesen, Tee trinken – runterkommen

Erst wenn wir uns nun diese beschriebenen knappen 20 Minuten nehmen, um im wahrsten Sinne von den Hormonen wieder „runterzukommen“, dann ist es möglich, unseren Cortex wieder dazu zu bewegen, einigermaßen normal zu denken. Wir müssen bedenken, dass sich unser Körper im absoluten Alarmzustand befindet, der rationales Denken verhindert. Ob es nun genau 18 Minuten sind oder 20 oder 30 oder auch 40 Minuten ist dabei eigentlich völlig unerheblich, nur eben nicht weniger und auch nicht viel, viel länger, auch wenn unser erster Impuls vielleicht der wäre, die ganze Sache bis zum nächsten Morgen (noch lieber bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag) zu verschieben.

18 Minuten Pause sind noch überschaubar

18 Minuten sind einfach deshalb gut, weil es eine überschaubare Zeitspanne ist, in der man tief durchatmen, einmal um den Block gehen oder ein kurzes Meditationspäuschen einlegen kann. Auch könnte man sich ein Buch nehmen und 6 Minuten darin lesen. Ja richtig, nur 6 Minuten reichen schon, um Stress nachweislich zu reduzieren. Und zwar um ganze 68 Prozent und damit mehr als beim Musik hören (61 Prozent), Tee trinken (54 Prozent) oder Spazieren gehen (42 Prozent). Das fanden Forscher der der Universität Sussex heraus.1;2 Und dabei ist es völlig egal, was du liest, wichtig ist, dass du den Fokus nicht verlierst.

Also sind zusammenhängende Geschichten oder dein Lieblingsroman besser als irgendeine Zeitschrift, es sei denn sie kann wirklich deine ganze Aufmerksamkeit binden. Das hört sich vielleicht zunächst nicht machbar an, du hast ja gerade mit deinem Liebsten bis aufs Blut gestritten und ihr habt euch die schlimmsten Sachen an den Kopf geworfen, wie könntest du dich also jetzt auf ein Buch konzentrieren? Aber genau darum geht es genau: Die Fokussierung kurz vom Beziehungsärger umzulenken auf etwas ganz Anderes. Geht nicht, sagst du? Einfach ausprobieren. Sag dir einfach, du kannst nach den 6 Minuten einfach weiter über euren Streit nachdenken, er ist ja nicht „verloren“. Und du wirst sehen, nach 6 Minuten lesen, denkst du anders darüber nach, schon allein deshalb, weil du die fiese Muskelanspannung im Nacken und den rasenden Puls nicht mehr spürst.

Timer stellen und los geht es mit der Streitpause

Also mein Vorschlag wäre, den Timer auf 18 Minuten stellen, kurz raus gehen und sich bewegen. Frische Luft für 8 Minuten ist eh gut. Dann koch dir (4 Minuten) eine Tasse Tee (besser als Kaffee, da der ja potentiell wieder den Blutdruck auf Touren bringt) und setz dich mit deinem Lieblingsbuch für 6 Minuten aufs Sofa. Zeit ist um. Danach: Einmal kurz schütteln und dann gehst du wieder zu deinem Partner.

Wichtig ist, dass ihr die 18-Minuten-Regel einmal vorher und in Ruhe miteinander besprecht und vereinbart, dass ihr beim nächsten Streit versucht, diese Time-out Regel gemeinsam auszuprobieren. Wenn es dann soweit ist und bevor jemand die Notbremse „Tür hinter sich zu knallen“ zieht, kurz den Timer einstellen und los geht es mit der Schnellentgiftung von den Stresshormonen. Für beide ist dann auch klar, wann die Pause zu Ende ist und wann man gemeinsam weiterspricht. Die Uhr zu stellen, ist deshalb sinnvoll, weil euch so ein valides Messinstrument zur Ordnung und wieder zusammenruft. Ansonsten verliert vielleicht einer die Zeit (bewusst oder unbewusst) aus dem Blick und der andere kommt in die Rolle des Ermahnenden und schon entbrannt ein neuer Streit. Deshalb Timer unbedingt stellen.

Die Vereinbarung sich nach der Pause wieder zum Gespräch zusammensetzen und nicht einfach auseinander zu laufen, sollte ebenfalls für beide verbindlich sein. Es geht ja schließlich darum, einen Konflikt zu lösen, nicht darum, ihn nur zu unterbrechen. Die Unterbrechung dient letztlich dazu, dass ihr beide wieder einen kühlen Kopf bekommt und zwar einfach durch innere Regulierung eures chemischen Pulverfasses. Was ihr daraus macht, ist dann eure Sache. Zu mindestens sind die körperlichen Voraussetzungen viel besser als vor der Pause.

1 https://www.capital.de/karriere/id-5-gruende-warum-belletristik-gut-fuer-den-beruf-ist
2 https://www.telegraph.co.uk/news/health/news/5070874/Reading-can-help-reduce-stress.html


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