Von 0 auf 100? Versteht besser, was euch triggert

Und dann eskaliert der Konflikt … Versteht besser, was euch auf die Palme bringt: Was triggert, weshalb reagiert euer Partner so heftig? So findet ihr es heraus

Es ist wohl eines der bekanntesten Spiele hierzulande: „Mensch, ärgere ich dich nicht!“ Und er ist wohl einer der am Häufigsten formulierten Ratschläge: „Nun ärgere dich doch nicht!“ Ich hänge mich hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Ebenso wenig wie der Name des Spieles nicht einmal ein frommer Wunsch bleibt, wenn man seit drei Zügen mit seiner letzten Spielfigur auf dem letzten Feld vor dem Ziel festhängt und dann geschlagen wird – ebenso wenig hat sich irgendjemand durch „Nun ärgere dich doch nicht!“ auch nur eine Spur weniger aufgeregt. Das Gegenteil ist vermutlich richtig: Dieser Ausspruch triggert den Ärger erst richtig.

Ärger ist eigentlich nicht erwünscht

Woran liegt es, dass Ärger als Emotion so wenig akzeptiert wird? Weshalb sollen oder sogar dürfen wir uns nicht ärgern? Warum gilt Ärger per se als etwas Böses, das es zu beschwichtigen oder zu unterdrücken gilt? Wo wir doch ganz genau wissen, dass der Ärger umso größer wird, sofern man ihn nicht haben soll?

Ein kleines Beispiel aus dem Alltag, das nichts mit Beziehungen zu tun hat: Sie stehen an einem Zebrastreifen und möchten ihn überqueren. Ein Auto kommt mit zu hoher Geschwindigkeit angefahren. Sie setzen einen Fuß auf die Straße. Der Fahrer sieht Sie, bremst aber dennoch nicht ab und brettert wenige Zentimeter an ihnen vorbei. Sie sind vermutlich erschrocken, Sie sind vielleicht verängstigt – und ziemlich sicher ärgern Sie sich. Über den Rüpel hinterm Steuer. Oder über sich selbst, weil Sie ja doch an seinem Tempo bereits gesehen hatten, dass der Fahrer es mit Verkehrsregeln nicht so genau nimmt.

Vergessen Sie kurz die Schuldfrage: Die ist eindeutig. Der Fahrer hätte halten müssen. 

Gleichzeitig könnten Sie aber auch sagen: „Ich habe mich gerade selbst in Gefahr gebracht, als ich auf mein Recht gepocht habe.“ Oder etwas konkreter: „Ich wollte mich doch allen Ernstes auf einen Zweikampf mit einem 5 Tonner mit Antriebsschub einlassen – bei meinem Körpergewicht von 70 Kilo und ohne jeglichen Aufprallschutz.“ Denn am Auto wäre vielleicht ein Kratzer geblieben. Sie hätten jedoch möglicherweise Teile von sich neu zusammenfügen müssen.


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