Die eigenen Bedürfnisse in einer Beziehung: Verhandlungssache? Fehlanzeige!

Sind die dicken rosa Wolken der ersten großen Verliebtheit langsam verzogen und schleicht sich leise, aber sicher, der Alltag ein, dann kommen sie unweigerlich auf den Tisch: die eigenen Bedürfnisse

Welche in Stein gemeißelt sind und welche wiederum beim richtigen Partner auch mal zurückgestellt werden können, welche vor zehn Jahren aktuell waren oder welche es in zehn Jahren sein werden – das ist ganz individuell. So individuell, wie jede Beziehung selbst. Doch eins ist klar: Wo ein so genannter Need ist, ist kein Raum für Diskussionen.

Zeit für mich – ein Abend pro Woche

Anstrengender Job, Hobbies, mein Freund, Freundinnen, Familie – wer bei mir einen Termin möchte, muss sich manchmal lange anstellen. Ich bin gern aktiv und unternehme viel. Wenn ich aber nonstop auf Achse bin, wird es mir schnell zuviel. Daher ist meine eiserne Regel: mindestens einen Abend in der Woche will ich niemanden sehen und am besten auch nicht hören. Mein Freund ist da eingeschlossen. Ok, wenn man zusammenwohnt, kann man ihm schlecht eine Nacht im Hotel verordnen. Aber verlangen, dass heute Abend mal jeder sein eigenes Ding macht – total ok. Wer mir diese Freiheit nicht lässt, hat in meinem Umfeld leider nichts verloren.

Janina, 30 Jahre

Die Familienpackung

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Familie, mit meinen Eltern telefoniere ich mindestens einmal in der Woche und per WhatsApp sind wir häufig in Kontakt. Weil mittlerweile eine räumliche Distanz besteht, steht für mich alle zwei bis drei Monate ein Heimatbesuch auf dem Plan. Meine Partnerin muss da nicht immer mitkommen, sich aber immer völlig raushalten geht für mich auch nicht in Ordnung. Wer mich liebt, muss auch meine Familie – mindestens – ertragen, besser noch ebenfalls lieben lernen. Wenn die Chemie nicht stimmt, kann eine Romanze auch schon im Sande verlaufen, bevor sie richtig losgegangen ist. Schade, aber Blut ist dicker als Wasser.

Fabian, 29

Mein Sportprogramm

Wenn ich nicht ausreichend Bewegung bekomme, werde ich unleidig und genervt. Auch wenn es nur eine halbe Stunde bis Stunde am Tag ist, aber mein Sportprogramm muss sein. Bei dem, was ich tue hingegen bin ich sehr flexibel und lasse mich auch gerne von meinem Liebsten für alles begeistern: Ob Laufen, Yoga, CrossFit – ich bin bei allem dabei. Und zu zweit macht Sport doch auch gleich noch viel mehr Spaß.

Linn, 28

Ruhephasen

Unter der Woche ist immer Action: Job, Hobbies, Freunde, Sport. Ein Programmpunkt jagt den nächsten. Umso wichtiger ist es mir, am Wochenende auch mal eine kleine Ruhephase einzulegen. Mit dem Liebsten auf der Couch kuscheln, dösen, Serien gucken, lesen. Ganz egal – Hauptsache einfach mal nichts tun. Diese Entschleunigung wirkt häufig Wunder und gibt wieder neue Energie für die nächste Woche.

Maya, 32

MEIN Platz

Sozialgestört wie Sheldon aus “Big Bang Theory” bin ich nicht. Ich weiß das, denn meine Mutter hat mich testen lassen. Aber genau wie er benötige ich meinen Platz. Einen Ort in der Wohnung, der allein mir vorbehalten ist. Denk nicht einmal daran, dich dort aufhalten zu wollen! Es handelt sich um einen dunkelbraunen Ledersessel. Untrennbar daneben ein Beistelltisch. Designtechnisch eher befriedigend als erstaunlich. Dort liegen meine Taschentücher, meine Zeitschriften und mein iPad. Wenn ich mich in den Sessel fallen lasse erscheint automatisch ein Warnhinweis: “Bis auf weiteres ist diese Person Single”. Revierübertretungen werden geahndet. Ich werfe schon mal mit “Lustigen Taschenbüchern”, wenn das nicht ernst genommen wird. Ansonsten bin ich friedlich und kann über Wasser laufen, wenn ich das für die Liebe tun muss. Aber auf meinem Platz bestehe ich.

Dean, 28

Mit dem Motorrad düsen

Ganz schwieriges Thema, da gab es Streit in allen Beziehungen. “Motorrad fahren ist doch so gefährlich!” klagte bereits meine Mutter. Ich kann durchaus verstehen, dass sich meine Freunde Sorgen machen. Aber ich möchte mich einfach nicht in Blechdosen quetschen, um von A nach B zu kommen. Nein, ein Cabrio ist keine Alternative zum Gefühl von Freiheit auf einem Motorrad! Ich bin auch zu Zugeständnissen bereit: Keine Wettrennen an der Ampel mit dem getunten Golf, ein jährliches Kurven- und Renntraining, Sicherheitskleidung und regelmäßige Wartung. Wer mich will, bekommt einen Tempo-Junkie. Wer das nicht abkann, ist mich ganz schnell los.

Martin, 34

Mädchen-Kram

Ich liebe meinen Kerl. Echt. Aber ich liebe auch meine Mädels. Die Girls und mich bringt nichts auseinander. Wir sind wie Pech und Schwefel, sie sind wie meine Schwestern. Deswegen müsste leider jeder Typ, der von mir verlangt, dass ich sie nicht mehr oder deutlich weniger sehe, gehen. 1x im Jahr ein Wellness-Wochenende mit ihnen, mindestens 1x im Monat zusammen ins Kino und meist 1x pro Woche einen netten Cocktail-Abend oder Abendessen beim Lieblings-Italiener geben mir so viel! Von den unzähligen Telefonate und Whats App Nachrichten zwischendurch ganz zu schweigen. Das kann anstrengend sein für den Partner. Aber mal ehrlich? Ein Typ, der seine Freunde für ich vernachlässigt, käme mir umgekehrt spanisch vor. Unabhängigkeit macht sexy und man hat sich wieder was zu erzählen!

Nadine, 24


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