Trennung ohne Drama: Wunsch oder Wirklichkeit?

beziehungsweise-Autor Jonathan Bern kennt nur schmerzhafte Trennungen. Wird sich daran in seinem Leben noch etwas ändern können?

Drama gehört dazu wie die Luft zum Atmen

Frauen, die mir besonders gefielen, hatten eins gemeinsam: ihren ausgeprägten Narzissmus. Wir zogen uns aufgrund unserer Neurosen gegenseitig an. Diese Menschen hatten eine genauso große Angst vor Nähe wie ich. Auf der anderen Seite fehlte ihnen der Mut, sich zu trennen, weil es für sie Zurückweisung und Alleinsein bedeutete. In einer toxischen Partnerschaft wiederholen beide ein bestimmtes Muster, basierend meistens auf negativen Erfahrungen in der frühen Kindheit. Drama gehört dazu wie die Luft zum Atmen. Die Reise endet abrupt, wenn beide psychisch erschöpft am Boden liegen bleiben. Ich bekenne mich zu einer gewissen Abhängigkeit, da die Intensität der Gefühle mit nichts vergleichbar ist. Ich brauchte den hemmungslosen Sex, weil für mich nur in diesen Momenten Harmonie und Frieden herrschten. Meine letzte narzisstische Freundin empfand nach drei Jahren on/off eine gähnende Langeweile, weil für sie die Spannung fehlte. In ihren Augen bestand die Beziehung – und die Erotik – nur noch aus unerträglichen Wiederholungen. 

Der Therapeut konfrontierte mich mit meinen Ängsten

In der Gesprächstherapie hatte ich später die Möglichkeit, das Erlebte und vor allem die verdrängten Erinnerungen besser zu verstehen. Ich fühlte mich nach den Sitzungen erschöpft und leer. Wieder einmal fand ich nicht die Kraft, mich mit diesen Konflikten auseinanderzusetzen. Der Therapeut konfrontierte mich mit meinen Ängsten und aus Hilflosigkeit wurde ich wütend auf ihn. Ich ertrug eher die Kränkungen meiner Partnerin, statt Hilfe anzunehmen, um mich radikal zu ändern. Es war für uns beide sicher kein Zufall, dass es an Silvester ein letztes Mal heftig „knallte“…

Ich brauchte viel Zeit, um loszulassen. Ich blieb eine Weile lieber allein, um meine Wunden zu lecken. Das Gefühl der Einsamkeit in einer Partnerschaft belastete mich wesentlich stärker. Ich denke, dass aufgrund meiner seelischen Verletzungen diese Trennung ein neues Trauma auslöste. Vor mir stand ein kleiner Junge, der nach den Ferien von seiner Mutter Jahr für Jahr ins Internat zurückgebracht wurde. Fremde Leute bestimmten über mein Leben.


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