Tattoo or Not: Wie viel Mitbestimmung am eigenen Körper räumen wir Partner*innen ein?

Junge Frau mit Tattoos: Darf der Partner beim Tattoo mitreden?
Ein neues Tattoo, ein gewagter Haarschnitt, ein extravaganter Kleidungsstil oder ein schrilles Piercing – manchmal sehnen wir uns nach Veränderung, der Veränderung des eigenen Erscheinungsbildes. Wenn wir in einer Beziehung sind, werden solche Veränderungen jedoch schnell zum Beziehungsthema. Aber warum ist das so?

Meiner Meinung nach sollten Veränderungswünsche weder ausgelassen noch umgesetzt, nur weil die Partner*innen es verlangen. Ein Beispiel hierfür sind zum Beispiel Brustvergrößerungen. Ich habe Frauen kennengelernt, die sich für ihre Beziehung unters Messer legen wollten. Auch wenn sie zuerst versucht haben, es als ihren eigenen Willen zu deklarieren, so kam in langen ehrlichen Gesprächen dann doch zum Vorschein, wie viel Einfluss der Wille des derzeitigen Partners (durchweg Hetero-Männer, sorry – aber isso!) auf die Entscheidung hatte.  

Es ist nicht leicht seine Frau zu stehen

Irgendwie traurig, aber irgendwie auch verständlich. Gerade junge Frauen haben häufig ein niedriges Selbstwertgefühl, was ihre Körper betrifft. Werbung, Film, Social Media postulieren ein einseitiges Schönheitsbild und direktes Feedback in Form von Likes, Kommentaren und Shares befeuern den Kampf um mehr Selbstbewusstsein. Nein, hier geht es eher um Fake-Bewusstsein, denn Selbstwert und innere Stärke lässt sich nicht auf Social Media antrainieren.  

In der Beziehung ist es manchmal schwer seine Frau zu stehen, aber ebenso seinen Mann. Zu schnell verfallen einige von uns in Geschlechterklischees und benutzen abgedroschene Floskeln, um unser (Nicht-)Handeln zu legitimieren.  

„Ach, er mag das einfach nicht so gerne. Aber wenn ich recht überlege, ich eigentlich auch nicht.“„Sie findet das Rücken-Tattoo primitiv und eigentlich stimmt es, wenn sie sagt, dass sie es, im Gegensatz zu mir, öfters sehen muss. Ich lasse es einfach.“ 

Was wir dabei manchmal vergessen: auf die Dauer können solche (einseitigen) Kompromisse echt zehrend und ernüchternd wirken. Es geht nicht unbedingt um das Tattoo, sondern die Bedeutung dahinter und das Gefühl, dass die Partner*innen diesen Gedanken oder dieses Gefühl nicht unterstützen oder schätzen. Je nach Motiv – ist klar. Generell bin ich kein Fan davon, Dinge zu überstürzen (auch wenn das manchmal, eher nicht so wirkt). Mein erstes Tattoo habe ich mir beispielsweise von einem meiner besten Freunde mit 27 stechen lassen. Nun, drei Jahre später –habe ich sechs.  

Oberflächlichkeiten sind in einer Beziehung fehl am Platz – oder nicht?

Affären haben sie geliebt, oder mir klar gesagt, dass es nicht ihr Ding ist, aber das würde allgemein für Tätowierungen gelten. Der ein oder anderen haben auch ganz klar die Stellen nicht zugesagt: zu offensichtlich. Aber das hat mich nie in meinem Empfinden getrübt, dass ich die Motive und Stellen einfach geil finde und liebe. Ich würde es jederzeit wieder tun. Wenn eine Entscheidung lange genug durchdacht und durchweg mit positiven Emotionen verknüpft ist, dann finde ich es eher fragwürdig, wenn meine Partner*innen 
versuchen, mir diese auszureden oder negativ zu beeinflussen.  

Ach ja, was die Kurzhaar-Thematik betrifft: da kam bei mir nach einigen Tagen von allein die Einsicht, dass der schräge Bob nach dem letzten Shooting zwar echt toll aussah, ich dafür jedoch auch 2 Stunden in der Maske sitzen musste. Föhnen und Stylen überfordert mich total, ein Glätteisen besitze ich nicht und meine wilde Mähne ist somit eigentlich eine Tarnung für meine wenig ausgeprägten Styling-Fähigkeiten. Mein Look eben… der zufällig auch meinen Partner*innen scheinbar sehr zusagt. Praktisch.  

Dennoch: Oberflächlichkeiten haben in Beziehungen nichts zu suchen und wenn Mensch den Anspruch darauf hat, zumindest in der Situation, mit seiner/m Partner/in ewig zusammenzubleiben, am besten ein Leben lang, dann ist der Gedanke seine/ihre
Wünsche zu unterdrücken, doch am Ende einfach nur ignorant und egoistisch. 

Oder etwa nicht?  


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