Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass meine Partner bis jetzt nie wirklich begeistert waren, wenn ich mit der Idee zu ihnen kam, meine langen lockigen Haare abzuschneiden. Versteht mich nicht falsch: die Rede ist nicht von einer radikalen Kurzhaarfrisur. Ich hatte lediglich Lust dazu, mir einmal einen schrägen Bob oder Kinnlangen „Lockenkopf“ schneiden zu lassen. Einfach anders. Weg mit den langen Haaren.
Allerdings reagierten sie ebenso wie mein Vater eher mit Kopfschütteln. Sie betonten zwar direkt, dass mir das sicher auch stehen würde, aber ich es doch bitte einfach lassen solle. Schließlich waren meine langen Locken etwas, was sie sehr an mir mochten und was ihrer Meinung nach, perfekt zu meinem Charakter und meiner Weiblichkeit, passen würde. Klischees also – in erster Linie. Frauen haben lange, lockige Haare – sinnlich, weiblich, verrucht, lebendig.
Ein Blick in Werbung, Frauenzeitschriften und (alte) Serien, bestimmt dieses Bild zwangsläufig mit. Kurzhaarfrisuren sind eher die Ausnahme und werden bestimmten Charakteren zugeordnet: lesbisch, frech, nicht unbedingt feminin, oftmals hysterisch. Außer es werden kulturelle Stereotype bedient, dann ist die langhaarige Latina auch mal hysterisch – aber eben sexy dabei. Paradox.
Darf der Partner beim Tattoo mitreden?
Egal, zurück zum Thema: Selbstbestimmtheit. Tattoos sind ein schönes Beispiel dafür, wie sehr sich die Geister scheiden können. Und am Ende hoffentlich nicht die Ehe oder Beziehung. Tätowierungen polarisieren. Der eine mag sie, der andere hasst sie oder findet sie unnötig bzw. ein zu krasses Kommittent. Zumindest hat mir das damals mein Partner gesagt. Er fand das Motiv schön und die Stelle auch, aber hat dennoch betont, dass er sich wohl niemals eins stechen lassen würde.
Jaja, so ist das manchmal. Warum auch nicht. Ich bin ja auch ehrlich, wenn meine Freund*innen mich fragen, ob die neue Traumfrisur oder das geplante Tattoo-Motiv mir gefällt. Aber in Freundschaften geben wir eben nur unseren Senf dazu und lassen uns im Umkehrschluss vom Feedback des anderen auch nicht unbedingt von unserem Vorhaben abbringen.
Sollten die Partner*innen bei Veränderungen wie mitreden dürfen?
Warum ist das in Beziehungen oftmals anders? Zugegeben, ich habe mir im Endeffekt nie die Haare kurz geschnitten, nicht mal annährend. Immer nur die Spitzen. Dennoch würde ich sagen, dass es meine Entscheidung war/ist. Die Anflüge von Veränderungen hatte ich meistens, wenn ich solo war und dementsprechend eh kein Partner vorhanden war, um um Rat zu fragen.
Natürlich wollen wir unseren Partner*innen gefallen und, dass sie sich von uns angezogen fühlen – sexuell, als auch emotional. Wenn Mensch dann bereits im Vorhinein eher auf Ablehnung trifft, was den lang gehegten Tattoo Wunsch oder Kleidungsstilwechsel betrifft, dann schüchtert uns das erst einmal ein.
Das ist normal. Unsere Eltern hatten früher schließlich auch maßgeblich Einfluss auf unser Erscheinungsbild. Bis zur Pubertät, dann setzte bei den meisten die Rebellion ein. Aber auch Rebellion und sich gegen etwas auflehnen, ist immer auch eine Suche nach Bestätigung. Elterliche Maßstäbe oder Vorstellungen werden abgelehnt, aber auch nur das allein ist oft das Ziel. Frei denken ist anders.