Eine langweilige Beziehung macht Angst – zu Recht. Denn wer sich in seiner Partnerschaft nicht mehr stimuliert fühlt, sucht sich Spannung und Aufregung häufig bei anderen Personen
Viele Paare fürchten die Langeweile. Vor allem im Schlafzimmer. Aber ebenso wenn die gemeinsame Zeit vor allem auf dem Sofa verbracht wird: in der einen Hand die Fernbedienung und in der anderen das Smartphone. Da kommt man sich – verständlich – rasch überflüssig vor. Oder zumindest für selbstverständlich genommen. Und das ist einer der häufigsten Gründe, die für Trennungen in Umfragen angeführt werden.
Langeweile kann unterschiedlich empfunden werden
Langeweile kann bedeuten, dass die Partner in sich ruhen, dass sie kein Drama benötigen, keine Aufregung – weder von innen, noch von außen. „Lass uns zusammen auf dem Sofa alt und grau werden“, das ist nicht für jedes Paar eine Drohung. Viele Menschen finden Langeweile erstrebenswert, vor allem, wenn sie lange um eine Beziehung haben kämpfen müssen oder wenn sie viele Schicksalsschläge erlebt haben. Der eine Partner empfindet die Langeweile vielleicht als Bedrohung – der andere aber als Erfüllung: Endlich kein Streit, keine Bedrohung, endlich angekommen sein.
Für jüngere Paare allerdings ist Langeweile meist ein Gefühl der Bedrohung, weil die Aufgeregtheit der ersten Verliebtheit vergangen ist. Diese Paare sollten für sich prüfen, ob sie sich tatsächlich nichts mehr zu sagen haben, keine Lust mehr verspüren, miteinander neue Dinge zu erleben – oder ob sie nicht einfach in ihrer Beziehung eine Phase von Vertrautheit und Commitment erreicht haben, die ohne eine Dauerfeuer von Aktivitäten und Stimulation auskommt.
Das Gefühl von Langeweile kommt häufig mit dem Übergang der Phase von Werben umeinander und gegenseitiger Annäherung – mit all den dazugehörigen Kollisionen –, in die Phase der Geborgenheit, die dann als unbefriedigend empfunden wird. Oft hilft da der Blick auf die Zufriedenheit, die aus dem Gefühl von Langeweile ein Zeichen von Stabilität macht.
Langeweile kann positiv wirken
Eltern kennen das: Kinder, die sich langweilen, werden gereizt, sind grummelig, wissen nicht wohin mit ihrer Energie und wünschen sich Ablenkung und Bespaßung. Aber ebenso wie Kinder Langweile erleben sollten und lernen müssen, sie auszuhalten, um aus ihr vielleicht sogar Ruhe oder sogar Kreativität zu ziehen, so müssen das auch Erwachsene in ihren Beziehungen. Das ist eine Herausforderung, weil dies häufig mit dem Gedanken einhergeht: „Mein Partner interessiert sich nicht für mich.“ Wer eine Beziehung vor allem sucht, um Einsamkeit zu vermeiden, wird an Langeweile nichts Positives entdecken können.
Dabei ist der Partner natürlich kein Unterhaltungsprogramm. Mancher muss erst lernen, dass der Lieblingsmensch nicht die Aufgabe hat, den Partner zu bespaßen. Oft führt das zu Konflikten aufgrund gegensätzlicher Bedürfnisse. Dies muss aber nicht die Beziehung bedrohen. Im Gegenteil kann ein solcher Konflikt sehr reinigend sein für die Erwartungshaltungen an den Partner. Sind die nämlich sehr unterschiedlich, muss das Paar über diese verhandeln, sonst wird das Paar später noch zahlreiche Konflikte erleben. Klarheit, was der Partner will – und was er nicht will –, fordert vielleicht Konsequenzen, erzeugt aber am Ende Verlässlichkeit.
Was können Sie gegen Langeweile unternehmen?
Leben Sie eine Mischung aus Neuem und Bewährtem. Das Vertraute schafft Geborgenheit und Sicherheit, das Gefühl, sich nicht verstellen zu müssen, weil man angenommen wird, wie man ist. Das Neue ermöglicht, Eindrücke nicht nur selbst, sondern auch durch die Wahrnehmung des Partners zu erleben, was spannend ist und das Wir-Gefühl stärkt. Die richtige Mischung ist von Paar zu Paar verschieden. Sie ist aber relevant für alle Beziehungsthemen: Von der Sexualität bis hin zum Marathon-Serien-Bingen, von der Wahl des Urlaubszieles zur Gestaltung der Feiertage, vom Geburtstagsgeschenk zur abendlichen Begrüßung nach dem Arbeitstag.
Bleiben Sie neugierig aufeinander. Erinnern Sie sich an die Nächte, in denen Sie nicht genug übereinander erfahren konnten und bis zum Morgengrauen quatschten und kuschelten. Bewahren Sie das Interesse aneinander. Dazu gehört, dass Sie beim täglichen “Schatz, wie war dein Tag?”-Gespräch nicht nur Ihren Terminkalender wiedergeben, sondern über Ihre Gefühle sprechen. Was hat Sie besonders aufgeregt? Wann haben Sie sich besonders glücklich gefühlt? Und erklären Sie, warum. Das ist wie die typische Antwort auf die Frage nach den Hobbys: Sagen Sie nur: “Ich gehe gerne ins Kino”, dann bleiben Sie allgemein. Beschreiben Sie aber, weshalb Ihnen welcher Film besonders gut gefallen hat, dann eröffnen Sie eine ganze Welt an Eindrücken, die Ihr Partner aufnehmen und auch zurückspiegeln kann.
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