Das ist vielleicht für viele Paare eine überraschende Zahl, aber auf jeden Fall eine sehr wichtige: Zwei Drittel aller Paarprobleme sind nicht lösbar durch einen Konflikt, der beide Partner gleichermaßen zufrieden stellen kann. Das hat Professor John Gottman in über 40 Jahren Beobachtung und Bearbeitung von Beziehungsproblemen herausgefunden. Was bedeutet unlösbar? Dass es keine Lösung gibt, die beide Partner Gleichmaßen befriedigt zurücklassen würde. Solche Kompromisse zerstören nämlich auf Dauer den Optimismus der Partner, der aber unerlässlich ist, um in eine Beziehung zu investieren. Wer den Eindruck gewonnen hat, er bekäme sowieso nie das, was er braucht oder will, der verabschiedet sich irgendwann aus der Beziehungsarbeit.
Erfolgreiche Paare lernen den Umgang mit solchen Konflikten und wie sie sich wieder versöhnen können. Letztlich entscheidet also genau dies, ob ein Paar dauerhaft zusammenbleiben kann.
Alle Paare streiten – auch die glücklichen
Konflikte sind normal, denn auch wenn sich zwei Menschen sehr lieben, es wäre völlig unrealistisch zu hoffen, dass die Partner immer die gleichen Bedürfnisse zur gleichen Zeit haben. Das Bewusstsein, dass zunächst alle Bedürfnisse gleichberechtigt sind, erspart bereits vielen Paaren zähe Auseinandersetzungen darüber. Denn meist ist es ja doch so: die Partner wollen sich überzeugen. Dabei sollte es zunächst darum gehen, einander zu verstehen. Wer weiß, warum was wie triggert, der findet kreativere Lösung als der, der sich bedroht, unverstanden, alleingelassen oder übervorteilt fühlt.
Die meisten Konflikte sind nur vordergründig sachbezogen, sie sind eigentlich emotional. Dahinter liegt die Angst: Würde er/sie mich wirklich lieben, dann würden wir nicht streiten! Doch darum geht es nicht: Partner dürfen sich sehr wohl gepflegt mal übereinander aufregen und können einander immer noch lieben. Sogar noch mehr, wenn sie sich in dem Konflikt verstanden fühlen.
Unlösbare Konflikte führen häufig zu einem Zyklus von Forderung und Rückzug, der irgendwann die ganze Paar-Dynamik beherrschen kann, wird er nicht unterbrochen.
Auftanken am Abend nach einem stressigen Tag: Sie will reden, er will alleine seine (oder umgekehrt)
Ein zunächst banal klingendes Beispiel aus der Paarberatung, das ganz viele Paare kennen und das für manche zu einem riesigen unlösbaren Konflikt geworden ist: die emotionalen Verbindung am Ende eines Arbeitstages. Ein Partner wünscht sich, seine Batterien aufzutanken durch Kontakt zum Partner, durch Austausch und Gespräch mit ihm. Der andere Partner lädt seine Batterien auf, indem er sich in Ruhe sammelt, ohne jegliche Interaktion, um wieder Energie für Austausch aufbringen zu können.
Partner A fordert emotionalen Austausch ein, Partner B zieht sich immer weiter zurück, um Ruhe zu finden. Partner A hat im Grunde Angst, die Bindung zu verlieren – ebenso Partner B. Sie nutzen nur unterschiedliche Werkzeuge, um mit dieser Angst umzugehen. Hat sich ein solches Muster erst einmal gefestigt, kommen die Partner kaum alleine und ohne Unterstützung da wieder raus.
Denn negative Zyklen halten sich selbst in Gang. Partner A will Nervosität, Angst und Verletztheit vermeiden durch gelernte und geprägte Schutzstrategien und den daraus resultierenden Verhaltensweisen wie Überzeugen, Fordern, Vorwürfe machen und Nachbohren. Partner B, sowieso schon von Unruhe und Besorgnis geplagt, greift dadurch nun zu seinen gewohnten Schutzstrategien, die wiederum die Endlosschleife am Leben erhalten. Sein Umgang mit schwierigen Situationen ist eine Reaktion auf eine gefühlte Bedrohung, was wiederum den Umgang mit schwierigen Situationen in bewährter Form beim Partner auslöst.
Wie agieren Verfolger?
- nachbohren
- fordern
- meckern
- klammern
- Vorwürfe machen
- abwerten
- laut werden
- aggressiv werden kontrollieren
Was machen Rückzieher?
- bagatellisieren
- halbherzig zustimmen
- Problem weglachen
- Konflikt vertagen
- nicht reagieren
- schweigen
- ablenken