“Ist mein Freund treu?” Diese Frage stellen sich viele und überlegen, wie sie die Treue ihres Partners überprüfen und testen können. Aber ist eine Beziehung nicht bereits aus dem Gleichgewicht, wenn solche Gedanken auftauchen? Können Treuetests überhaupt zuverlässig sein und Sicherheit geben?
Untreue Partner: In meiner Paarberatungspraxis sind sogenannte Außenbeziehungen ein immer wiederkehrendes Thema. Die Fälle reichen von einmaligen Seitensprüngen bis zu langjährigen Affären. Wer einmal betrogen wurde, womöglich über einen langen Zeitraum, der zweifelt leicht an der Treue des neuen Partners, ein gewisses Misstrauen lässt sich nach einer solch schmerzhaften Erfahrung schwer abstreifen. Dabei geht es nicht nur um den Partner, sondern auch um die eigene Wahrnehmung. Betroffene fragen sich: Was kann ich glauben? Kann ich meiner eigenen Intuition noch vertrauen?
Schlechte Erfahrungen mit Treutests in der Praxis
Das Bedürfnis nach Sicherheit ist menschlich. Wer sich in seiner Beziehung geborgen und angekommen fühlt, der möchte, dass dies so bleibt. Statistisch haben – je nach Umfrage – allerdings zwischen einem Drittel und der Hälfte aller Deutschen bereits mindestens einmal in ihrem Leben einen Beziehungspartner betrogen. Die Sorge ist also durchaus berechtigt, dass sich ein Partner sexuelle Wünsche oder Fantasien außerhalb der Partnerschaft erfüllen könnte. Der Gedanke, die Treue testen zu lassen, ist daher schon nachvollziehbar.
Die Treue des Partners beispielsweise mithilfe einer Treue-Agentur zu ermitteln, halte ich dennoch für eine schlechte Idee. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob eine Beziehung, in der eine derartige Überwachungsdynamik eingezogen ist, überhaupt noch zu retten ist. Die Grundlage des Vertrauens ist da offensichtlich bereits verloren gegangen. Einige Treueagenturen schicken beispielsweise Lockvögel vor, um zu testen, wie weit der zu überwachende Partner Versuchungen widerstehen kann. Man lässt also den geliebten Menschen in ein offenes Messer laufen. Bei einem Verdacht empfehle ich als ersten Schritt das persönliche Gespräch, denn letztlich stellt ein solcher Treuetest einen Vertrauensbruch dar. Und ist der Verdacht tatsächlich begründet, weil sich der untreue Partner selbst verraten hat, dann braucht es keine Treue-Agentur, sondern eine Paartherapie – oder einen Schlussstrich.