Oder wollen wir vielleicht einfach nur einen verdienten Einlauf vermeiden, wenn unser Partner uns ehrlich darauf hinweist, dass wir uns dieses Mal den ganzen Mist selber eingebrockt haben? So etwas lässt sich natürlich niemand gerne aufs Brot schmieren – erst Recht nicht, wenn man es insgeheim schon längst eingesehen hat.
Vielleicht tappen wir aber auch einfach selber noch im Dunkeln darüber, was genau mit uns los ist. Dieser Fall ist dann eigentlich auch der einzige, in dem vorübergehendes Leugnen oder Schönfärberei wirklich akzeptabel ist. Denn bevor wir vielleicht mit unausgegorenen Worten irreparablen Schaden anrichten, sollten wir uns in Ruhe überlegen, was uns eigentlich über die Leber gelaufen ist. Und sobald wir das wissen, mit dem Partner darüber reden.
Schließlich hat der ein Recht auf eine ehrliche Antwort, wenn er fragt, wie es uns geht − auch wenn unsere Seelenpein gar nichts mit ihm zu tun hat. Denn als unser Partner hat er ein Anrecht zu wissen, wie es um uns steht – dafür ist eine Beziehung schließlich da. Und dafür, nicht nur die guten, sondern auch die schwierigen Momente zu teilen − auch ohne Ehegelöbnis.
Dies ist denn auch eine der Herausforderungen, die stabile Beziehungen zu bestehen haben. Wir müssen unserem Partner vertrauen können. Wissen, dass wir uns hundertprozentig auf ihn verlassen können. Vertrauen und Nähe entsteht durch Austausch, indem wir uns dem Partner öffnen. Und ihm signalisieren, dass er sich uns jederzeit genauso öffnen kann.
Ist der Partner direkt betroffen oder sogar Ursache unserer Seelenpein, muss er natürlich selbstredend reinen Wein eingeschenkt bekommen. So oder so: In einer funktionierenden Beziehung muss letztendlich alles auf den Tisch. Nichts darf unter den Teppich gekehrt werden. Lässt man den Partner nicht an seinem Leben teilhaben und verschließt sich ihm gegenüber, schließt man ihn quasi aus seinem Leben aus. Und das ist der Anfang vom Ende.