Schatz, da sitzt ein rosa Elefant!

Die Furcht vor der Problemlösung ist größer als das Problem

In jeder Beziehung treten Veränderungen auf, die sich nicht wegschweigen lassen, sondern auf die reagiert werden muss. Die erste gemeinsame Wohnung, das erste Kind, der Tod eines Elternteiles eines Partners … Der Blick auf die Beziehung wird anders, die Liebe ist deshalb nicht verschwunden, sie benötigt jedoch eine andere Pflege. Zu oft gehen die Partner dann davon aus, sie wüssten Bescheid über das, was der andere denkt und fühlt. Und manchmal ahnen sie sogar, dass sich zwischen ihrer Hoffnung, was in ihm vorgeht, und der Wirklichkeit, ein erheblicher Unterschied besteht.

Wissen Sie denn wirklich, ob Ihr Partner in Ihrer Beziehung glücklich ist? Was ihn freut, wonach er sich sehnt, was er investiert und worauf er verzichtet, um mit Ihnen zusammen zu sein? Oder ahnen Sie es nur? Interpretieren Sie seine Verhaltensweisen und Aussagen oder hat er Ihnen klar gesagt, dass das Häuschen am Stadtrand sein Ziel ist und nicht die Stadtwohnung ohne Balkon? Dass er sich nicht beworben hat, weil er Ihnen weder Umzug noch Fernbeziehung antun möchte? Dass er sich bei der Selbstbefriedigung gerne einen Dreier vorstellt, aber das niemals ausleben wird, um Sie nicht zu verletzen?

Viele Menschen nehmen nur an zu wissen

Und dann sprechen sie nicht mehr drüber. Um den Partner zu schützen, sich zu schützen und das Beziehungs-Skript, das man im Kopf hat. Dagegen hilft jedoch: Werfen Sie sich als alleinigen Drehbuchautor Ihres Films raus und laden Sie Ihren Partner in einen gemeinsamen Writers Room. Das Ergebnis wird so unterschiedlich sein wie “Der Berg-Doktor” zu “Homeland”. Professor John Gottman nennt das eine „Liebeslandkarte“, die das Paar gemeinsam zeichnet. Sie beinhaltet die Werte, die Visionen, die Wünsche, die Hoffnungen und auch die Ängste und Sorgen der Partner. Sie zeigt den Weg, den man gemeinsam bewältigt hat und die Routen, die man zusammen beschreiten könnte.

Zurück zum Elefanten im Raum: Sie können den dort sitzen lassen und Ihr Leben einfach außen herum arrangieren. Das nennt sich dann Komfortzone. Ist nicht wirklich gemütlich, aber man hat sich damit arrangiert. Sie müssen auch tatsächlich nicht jedes Geheimnis offenbaren. Viele Paare leben ganz gut damit, sich nicht alles zu sagen und nicht alles zu wissen. Das ist eine Absprache des Schweigens. Kann gut gehen. Ich zweifle daran, vor allem langfristig.

Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei den Paaren, die eine Beratung aufsuchen, nicht gut gegangen ist und ich deshalb diese Strategie aus meiner Erfahrung für nicht sonderlich geeignet halte. Denn diese Paare sind nicht mehr authentisch, weil sie an ihren Ängsten scheitern. Für mich persönlich ist jedoch Bedingung für eine Beziehung, die mich glücklich machen kann, dass ich authentisch sein darf. Und wenn ich einen rosa Elefanten im Wohnzimmer sitzen sehe, dann untersuche ich den ganz genau. Gemeinsam.


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