Untreue, Lügen, Vertrauensmissbrauch: Tiefe Verletzungen wecken oft Vergeltungsgelüste. Doch Rache ist nicht zwingend süß – sie schadet in der Realität meist mehr, als sie nützt
Rache ist süß? Haben wir alle schon mal gehört. Rache ist vernünftig? Das wohl eher nicht. Manchmal hat die Vernunft aber auch einfach Sendepause. Besonders wenn es ans Eingemachte geht: ans eigene Herz. Erlebt jemand eine herbe Zurückweisung oder Enttäuschung, entsteht häufig der Wunsch nach Vergeltung. Man möchte es demjenigen heimzahlen, der einem auf Gefühlsebene ein Messer in die Brust gestochen hat – selbst wenn man eigentlich weiß, dass es die Sache kein bisschen besser macht. Im Gegenteil: Folgt man seinem ersten Impuls und schwört süße Rache, ist hinterher normalerweise alles nur noch viel schlimmer als zuvor. Die Positionen verhärten sich mit dem Rückschlag noch mehr und man selbst fühlt sich nach einer kurzen Genugtuung jetzt erst richtig bescheiden.
Rache ist süß – und bitter zugleich
Wer schlau ist, setzt seine „Rache ist süß“-Strategie natürlich so ausgefuchst in die Tat um, dass das Opfer gar nicht rausbekommt, wer dahintersteckt – und macht gute Miene zum bösen Spiel. Aber eine Frage bleibt: Was genau gewinnt man am Ende damit? Und ist man mit so einer hinterhältigen Nummer eigentlich irgendeinen Deut besser als der, an dem man Rache übt? Ist das die Art von Mensch, die man ist und sein will? Vermutlich eher nicht. Zwar muss man dem anderen als Dank für sein verletzendes Verhalten nicht gleich ein Dutzend Rosen schicken, dennoch sollte man sich immer vor Augen führen, dass man Verlorenes auf diese Weise nicht zurückbekommt, Kaputtes nicht wieder heil und Schmerz nicht ungefühlt machen kann. Und wenn der Impuls nun trotzdem stärker ist?