Seine Beziehung war gut, dachte er. Sie sah das irgendwann anders und trennte sich von ihm. Gastautor Leon Reinhardts über die Frage, was „ausreichend gut“ heißt – in der Liebe und im Leben
Warum ist das so schwer, zufrieden mit dem zu sein, was wir schon längst haben? Diese Frage stellte ich vor ein paar Wochen meinem besten Freund und er wusste keine Antwort darauf. Mich beschäftigt sie schon eine ganze Weile.
Neues iPhone, neue Sportkarre, mehr Gehalt, bessere Wohnung – das mögen ja alles Wünsche sein, die uns von der Werbung und Lifestyle-Magazinen eingetrichtert werden. Vielleicht. Ich nenne das die „Mehr-geht-immer“-Einstellung. Stimmt. Leider vergessen wir manchmal, dass ein „Mehr“ immer etwas kostet.
Aber wie sieht das eigentlich mit unseren Beziehungen aus? Warum wollen so viele von uns auch da „immer mehr“ oder nach einer netten gemeinsamen Zeit „mal etwas Anderes“?
Diese Fragen standen für mich am Ende einer Beziehung, die ich mit einer tollen Frau geführt habe. Ich nenne sie hier mal „Sarah“, obgleich sie in Wirklichkeit ganz anders heißt.
Der Moment war vollkommen gut
Es gab bei Sarah und mir jene Momente, die einfach magisch sind. Beispielsweise: Wir wachen in exakt derselben Sekunde auf und sehen uns halb verschlafen an. Wir wissen, dass Sonntag ist und draußen die Sonne scheint. Aber nichts treibt uns. Der Moment gefällt, so wie er ist. Der Tag breitet sich vor uns aus wie das weite Meer und wir liegen entspannt am Strand. Nichts muss da noch hinzukommen, damit dieser Moment vollkommen gut ist.
Von diesen Momenten hatten wir unglaublich viele, stelle ich in der Rückschau verwundert fest. Kaum eine Woche verging ohne eine Handvoll von ihnen, und das über mehrere Jahre. Ich finde das sehr viel.