Verletzte Gefühle lassen sich in Beziehungen nicht vermeiden. Doch es gibt auch konstruktivere Reaktionen als Rückzug oder Gegenangriff. Vom Umgang mit negativen Emotionen
Keine Beziehung kommt ohne Kränkungen oder verletzte Gefühle daher. Das ist immer schmerzhaft, insbesondere wenn der Schmerz durch Menschen ausgelöst wird, die man liebt. Genau genommen verletzt aber nicht der Partner unsere Gefühle, sondern wir verletzen uns selber, indem wir seine Äußerungen oder Handlungen als kränkend bewerten und empfinden. Gefühle kann man nicht verletzen. Verletzte Gefühle sind Reaktionen für die wir anderen die Schuld, oder besser gesagt, die Verantwortung geben wollen. Oft hat der Partner noch nicht mal unsensibel gehandelt, sondern nur „alten“ Schmerz getriggert.
Ist der Schmerz akut, mag dieses Wissen vielleicht erst einmal kein großer Trost sein – aber eine Hilfe, wenn richtig eingetütet. Denn es kann uns aus der Opferrolle herausbringen und hinein in die Tat. Damit ist aber weder gemeint, die Kränkung zu verdrängen – noch dem Gegenüber eine ungefilterte Reaktion an den Kopf zu werfen. Dennoch sind Rückzug, Selbstmitleid oder Gegenangriff für viele Menschen die einzig möglichen (Über)-Reaktionen auf verletzte Gefühle. Sie identifizieren sich mit ihrem Schmerz und fühlen sich ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert.
Intelligenter Umgang mit Gefühlen
Dabei können Schmerz und andere negative Gefühle als Antriebsquelle genutzt werden, um die Persönlichkeit, und sogar die Beziehung, zu stärken. Indem man lernt, konstruktiv damit umzugehen. Als intelligenter Umgang mit Gefühlen wird dann auch ein moderner Lösungsansatz aus den USA bezeichnet, welcher den bewussten und kontrollierten Umgang mit negativen Gefühlen postuliert. Dieser beginnt mir der achtsamen Beobachtung und Bewusstwerdung der eigenen Gefühle. Und der sie initiierenden Gedanken. Denn wir fühlen, was wir denken. Und oft sind es unbewusste, automatisierte Gedankenmuster, die unsere Gefühle erschaffen. Deshalb gilt es, unsere Gefühle sauber zu trennen von unseren Gedanken und den Äußerungen des Partners, die diese hervorgerufen haben. Vermutungen von Tatsachen zu unterscheiden, Befürchtungen von Realität. Wenn wir unsere Gedanken und Gefühle derart geordnet haben, können wir auf den Partner zugehen und die „Verletzung“ ansprechen.