Manchmal halte ich seine Nähe einfach nicht aus

Reden, reden, reden. Ich rede sehr viel mit meinem Freund und versuche ihm zu erklären, was in mir vorgeht. Und ich bin unsagbar dankbar, dass er einen Sensor dafür entwickelt hat, welche Situationen für mich schwierig sind. Wenn wir unterwegs sind und an Orte kommen, wo viel los ist, nimmt er meine Hand und sagt sanft: „Lauf einfach hinter mir her und schau auf den Boden. Ich führe dich hier raus!“ Wie toll ist das bitte? Gerade ziehen wir zusammen und ich bekomme ein eigenes Zimmer nur für mich! Damit ich mich zurückziehen kann, wenn ich eine Pause brauche, und nicht dämlich auf dem kalten Klodeckel sitzen muss.

Er weiß, wie ich ticke. Und es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, meine komischen Macken mit ihm zu teilen. Aber ich bin wie ich bin und es ist leichter für ihn, mich zu verstehen, wenn er weiß, was los ist. Sonst bekommt er ständig eine Abfuhr von mir und glaubt, dass mich seine Bedürfnisse nicht interessieren oder ich die Zeit mit ihm gar nicht genieße – dabei ist es nur ein Schutzmechanismus. Es wirkt schon ziemlich asozial, wenn ich gerade in seinem Arm liege und plötzlich wie von der Tarantel gestochen hochfahre und aufschreie: „Sorry, aber mir wird das gerade echt zu viel! Ich muss hier raus.“ Was soll er denn bitte denken? Ist doch logisch, dass ihn das verletzt.

Seit mein Freund weiß, dass nicht er der Grund ist, sondern der emotionale Schwamm in mir, kommen wir beide viel besser zurecht. Auch wenn es trotzdem immer eine Gratwanderung bleiben wird.


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