Manchmal halte ich seine Nähe einfach nicht aus

Wie ist das so für meinen Freund? Für meinen Freund ist das natürlich nicht immer leicht. Er weiß ja nicht, welcher Film in mir gerade abläuft. Welches Leben ich gerade verarbeite. Nach außen hin merkt er nur, dass ich aus irgendeinem Grund schlecht oder gut drauf bin. Oder dass ich innerlich gar nicht bei ihm, sondern total abwesend bin, weil mein Hirn gerade verarbeiten muss, was es alles aufgenommen hat. Und das kann von jetzt auf gleich wechseln. Eine traurige Nachricht per WhatsApp: zack, schlechte Laune! Eine schönes Foto auf Facebook: zack, High life! Launisch ist für mich gar kein Ausdruck, ich bin ein Stimmungsring, der ständig seine Farbe wechselt.

Und für mich selbst? Auch für mich selbst ist das belastend. Ich komme immer zu kurz bei mir selbst. Mir ist wichtiger, dass es meinem Umfeld gut geht als mir selbst. Denn meine eigenen Stimmungen werden ständig überschattet von denen der anderen. Deshalb habe ich auch oft das Gefühl, meine eigenen Bedürfnisse zählen überhaupt nicht. Streits mit meinem Freund entstehen dadurch häufig, wenn ich mich nicht ernst genug genommen fühle – unabhängig davon, ob das in Wirklichkeit so ist. Es ist nur ein Trieb von innen, um meinem inneren Ich zu sagen, dass ich auch ein Recht darauf habe, Beachtung zu bekommen. Und nicht immer nur die anderen.

Was tue ich dagegen? Das klingt alles absurd und verworren. Ist es manchmal auch. Das Hirn macht seltsame Dinge. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. So habe ich Social Media Stoppzeiten eingeführt, wenn ich mit meinem Freund zusammen bin, um nicht emotional abgelenkt zu werden. Ich lerne gerade, im richtigen Moment meinen Freunden gegenüber Nein zu sagen, wenn sie ihr Herz ausschütten wollen und mein Schwamm schon ziemlich voll ist. Natürlich habe ich dabei Angst, dass sie sich mir gar nicht mehr anvertrauen wollen und ich nicht für sie da sein kann. Aber ich muss auch an mein eigenes Wohl denken und einen Mittelweg finden.