beziehungsweise-Autorin Christiane Mieth liebt ihren Freund. Aber manchmal muss sie einfach alleine sein. Denn wie ein Schwamm saugt sie Eindrücke und Emotionen auf, auch den Schmerz anderer – und irgendwann ist alles zu viel
Ich sitze im Badezimmer auf dem Klodeckel und habe den Kopf in die Hände gestützt. Ich brauchte mal eine Pause. Einen kurzen Moment auf Standby. Einen kurzen Moment für mich. Es liegt nicht an meinem Freund.
Es ist nicht so, dass ich in meiner Beziehung unglücklich bin. Im Gegenteil: Mein Freund ist der Beste. Er trägt mich auf Händen, gibt mir Raum und ist lieb zu mir. Aber das Wichtigste: Er hat Geduld. Man braucht nämlich viel Geduld, wenn man mit mir zusammen sein will, denn manchmal wird mir einfach alles zu viel. Und dann muss ich raus. Und das, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist.
Was ist dann der Auslöser? Leider ist das total situationsabhängig. Ich kann an einem Abend ganz entspannt mit meinem Freund auf der Couch kuscheln und mich pudelwohl fühlen. Am nächsten Abend geht das aber plötzlich nicht mehr. Dann fühlen sich seine Arme an wie ein Käfig, die Nähe erdrückt mich und ich bekomme keine Luft. Also wortwörtlich: Mein Körper reagiert mit Atemnot und Platzangst.
Der Anlass dafür ist ganz unterschiedlich: Wenn ich einen Tag nicht aus dem Haus gekommen bin, fühle ich mich schnell eingesperrt. Wenn ich zu viele To-dos im Kopf habe, halte ich Momente des Nichtstuns nicht aus. Wenn gleichzeitig der Fernseher läuft, ein Spiel auf dem Tablet dudelt und mein Freund telefoniert, überfordern mich die viele Eindrücke. Aber am Wichtigsten: Ich brauche irgendwann am Tag einen Moment für mich, sonst kriege ich eine Krise!
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