Männer unter Druck? Wenn Mütter zu viel vom Vater der Kinder fordern

Väter von heute wollen sich aktiv in das Familienleben einbringen – wenn Frau sie denn lässt. Familylab-Seminarleiter Sascha Schmidt über drei typische kontraproduktive Forderungen an Väter
Kurze Einleitung vorweg: Dieser Beitrag fußt auf den Problemen, die mir Männer und Frauen in meinen Beratungen rund um Karriere und Familie mitteilen. Die drei Forderungen sind bewusst pointiert überzogen und sind aus meiner männlichen Perspektive geschrieben.

1. Forderung: Er muss doch meine Bedürfnisse sehen

Ich höre immer wieder in meinen Seminaren von berufstätigen Müttern, dass sie sich nicht gesehen fühlen von ihrem Mann. Alles bleibe an ihnen hängen – sie kämpfen an drei Fronten:
– Als Mutter kümmere sie sich um die Kinder.
– Als Berufstätige hat sie Jobthemen um die Ohren.
– Als Frau will und/oder soll sie weiterhin attraktiv sein.

Puh, das geht an die Nieren. Und der Mann sieht es nicht. Er merkt es einfach nicht. Kommt mit scheinbar lapidaren Lösungen um die Ecke à la „Dann nehmen wir uns halt eine Putzhilfe.“

Was auch immer der Mann und Vater der Kinder nicht sieht, Sie müssen es zeigen! Das fällt schwer und ist mit dem Eingeständnis verbunden, dass es zu viel für Sie ist. Und so erlebe ich in der Praxis, dass Frauen lieber darüber klagen, dass ihre Männer ihre Bedürfnisse nicht erkennen, anstatt diese klar und offen zu kommunizieren – quasi unübersehbar zu machen!

2. Forderung: Er muss mit dem Kind alles richtig machen

Männer wickeln anders; sie spielen und toben anders; sie bauen anders eine Beziehung zum Kind auf – wenn Frau ihn lässt.

Mütter haben einen natürlichen Instinkt im Umgang mit dem Baby. Es kommt ja aus ihnen. Ab der Geburt beginnt zugleich ein langsamer Abnablungsprozess vom Kind. Sinnbild hierfür ist die durchgeschnittene Nabelschnur. Väter entwickeln sich zum Baby hin. Das berühmte Babylächeln lässt jedem Vater das Herz aufgehen: Wow – es ist mein Kind!

Je mehr Vorschriften eine Mutter dem Vater macht, wie er sich um die Kinder zu kümmern habe, desto schneller verliert der Mann die Lust daran. Längere Arbeitszeiten im Büro sind dann eine willkommene Alternative gegenüber dem Forderungskatalog zu Hause. Zugleich schmerzt es die Väter, denn die meisten wollen eine aktive, individuelle und männliche Bindung zum Kind aufbauen.

Die Lösung liegt im Vertrauen zueinander. Liebe Mütter, schnappen Sie sich eine Freundin und fahren Sie ein Wochenende weg. Wenn Sie wiederkommen, leben Mann und Kind noch – versprochen. Deren Augen werden glänzen vor Freude über die gemeinsame mutterlose Zeit und darüber, dass Sie wieder da sind. Was wollen Sie mehr?

3. Forderung: Er soll mich als Frau in Ruhe lassen

Mit der Schwangerschaft und spätestens mit der Geburt wird jede Frau zur Mutter – im Herzen und im Geist. Die Welt wird aus der Muttersicht wahrgenommen. Das ist natürlich und sehr wichtig für das Baby. Für den Mann und Vater bedeutet es aber: „Ich spiele jetzt erst einmal die zweite Geige im Leben meiner Frau.“

Das äußert sich, indem zum Beispiel der Sex einschläft oder nur noch über das Kind gesprochen wird. Ganz normal in einer jungen Familie – nur sollten Sie irgendwann die Kurve kriegen und sich wieder als Frau und Mann begegnen, nicht nur als Mutter und Vater.

Der Zeitpunkt wird beim Mann häufig früher erwünscht als bei der Frau. Als Mutter sind Sie sehr mit dem Kind beschäftigt, mit dem Haushalt, mit Ihrem Job und dann sollen Sie auch noch sexy sein? Geht’s noch,  lieber Mann? Ja, es geht noch!

Eine gewisse Zeit wird oder sollte jeder Mann Verständnis dafür zeigen, dass Sie in der neuen Mutterrolle gefangen sind. Doch bedenken Sie dabei auch, dass er Sie als seine Frau sehen will, sich nach Zärtlichkeit und Sexualität sehnt.

So betrachtet ist eine Haushaltshilfe nicht nur unterstützend beim Aufräumen und Putzen, sondern auch für das Leben im Bett als Frau und Mann.


Comments are closed.

Weitere interessante Beiträge