„The Disease to please“ nennen die Amerikaner dieses Phänomen – „die Krankheit, immer nett sein, immer gefallen zu wollen“. Eine Eigenart, die Männer oft schwer nachvollziehen können. Nicht, weil sie sich nicht kümmern würden. Aber viele sehen, glaube ich, die Aufgabe, sich um die Bedürfnisse anderer zu sorgen, viel gelassener.
Ich bin kein Psychologe und kann das Phänomen nicht wissenschaftlich einordnen. Aber nach vielen Gesprächen mit Freundinnen denke ich, dass es auch daran liegen könnte, dass wir Frauen das Gefühl haben, etwas tun zu müssen, um geliebt zu werden. Die bloße Tatsache, dass wir geboren wurden und ein- und ausatmen ist uns scheinbar nicht Grund genug, dass man uns schätzen könnte.
Aber das ist falsch! Richtiges fettes Ausrufezeichen. Jawohl!
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht toll ist, was viele Frauen für andere tun. Deshalb darf man trotzdem belegte Brötchen aus der Pause mitbringen. Aber wir müssen es nicht, wenn wir es nicht wollen. Das macht uns nicht zu schlechteren Menschen. Und vor allem sind wir genauso liebenswert. Ich denke, bei dieser Einstellung sind uns viele Männer voraus.
Ich bin mir sogar sicher, dass es viele bewundern, wenn Frauen gut für sich sorgen können. Das meine ich nicht finanziell, sondern emotional. Wenn Frauen klar sagen können, was sie glücklich macht und ab wann ihnen etwas zu viel ist. Das nimmt ihnen ja auch den Druck, denn sie wissen so – meist eher unbewusst – dass sie nicht allein für unser Glück verantwortlich sind. Ich glaube, viele Frauen denken bislang, dass sie es den Männern gefallen müssen, damit sie um sie werben.