Lasst uns ohne Vorwürfe auseinander gehen

Statt ihr den Vorschlag zu machen, dass sie meine Ex sogar kennenlernen könnte, bestand ich darauf, dass sie mir einfach vertraut, was sie aber leider nicht konnte, zu groß war ihre Angst erneut einen Menschen zu verlieren, den sie liebt. Was ich dann tat, war noch bescheuerter. Statt ihr zu versichern, dass ich sie liebe und sie niemals betrügen könnte, schlug ich ihr eine Beziehungspause vor, in der jeder nachdenken könne, was ihm die Beziehung bedeutet.

Einen Tag später dann klingelte es an meiner Tür. Sie kam um ihre Sachen zu holen mit den Worten, dass es meine Schuld sei, dass Sie nun meine Ex ist. Ich ließ sie gehen, allerdings mit dem Vorwurf, dass ich nichts dafür kann, dass sie so unzufrieden mit ihrem Gewicht sei und mich ihre Eifersucht einfach nur ankotzt. Das wirkte sofort. Sie schluchzte und fing dann an zu weinen. Anstatt sie aber zu trösten, zeigte ich ihr die Tür mit dem Wort: „Geh!“

Ich war knallhart. Das war vor zehn Jahren. Heute würde ich anders reagieren. Heute weiß ich, was da falsch lief und was ich stattdessen tun kann. Heute tut es mir leid.

Einige Tage später loggte ich mich auf der Datingseite ein, auf der wir uns kennen gelernt hatten. Ich erblickte sofort mein überquellendes Postfach. Ich las nur Vorwürfe. Sie hatte sich ihren Frust von der Seele geschrieben. Mittlerweile kann ich diese Reaktion nachempfinden und nachvollziehen. Ich hätte ihr nie das Gefühl gegeben, sicher zu sein. Sie hatte dauernd Angst, mich an eine schlanke Frau zu verlieren. Sie schrieb zudem, dass sie auf ihre Freundinnen hätte hören sollen, die meinten, dass ich ein Freak sei und gar nicht zu ihr passe. Was sie mir sonst noch schrieb, will ich an dieser Stelle gar nicht weiter ausführen, was ich aber erwiderte schon.

Ich bezeichnete sie als fette, dumme Kuh, als blöde Zicke, der man nie etwas recht machen kann. Ich würde es zutiefst bereuen, mich mit ihr eingelassen zu haben. Jede Zeit mit ihr wäre Zeitverschwendung gewesen und ich hätte auf meine Schwester hören sollen, die ja auch befand, dass sie total zickig sei und überhaupt nicht zu mir passte.

Als ich es schrieb, gebe ich zu, fühlte ich mich extrem gut, es war erleichternd ihr meine Meinung zu sagen. Dennoch darf ich mir heute die Frage stellen: „Musste das sein?“ Musste ich im Eifer des Gefechts ihre Vorwürfe annehmen? Nein! Durfte ich mich wehren? Ja. Aber auf diese Art und Weise? Nein!


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Jan ist ein echtes Glückskind, solche Leute gibt es, denen einfach alles in den Schoß fällt. Er ist in der perfekten Familie aufgewachsen. Die Eltern waren und sind glücklich miteinander, in ihren Berufen und von Haus aus sehr vermögend. Ihr einziger Sohn hat an einer Privatuni in der Schweiz BWL studiert, ist jetzt erfolgreicher Geschäftsführer einer großen Firma. Als wäre das nicht genug, hatte Jan ausnahmslos Erfolg bei den Frauen. Er konnte jede haben, bis er Thea traf und nur noch sie wollte.