Eine Nachricht schreibt sich sehr schnell. Allein dadurch wird die Kommunikationsfrequenz bereits auf ein überdurchschnittliches Maß erhöht. Kaum ein Paar würde mindestens einmal pro Stunde telefonieren. Aber wie gesagt: Eine Nachricht schreibt sich schnell. Man hängt quasi am Text-Tropf. Fällt die Versorgung mal über einige Stunden aus, wird es kritisch. Das Telefon hat jetzt schon 55 Minuten nicht gepiept. Denkt der andere jetzt etwa nicht mehr an mich? Was macht er wohl? Wieso schreibt er denn nicht? Eine Verabredung zu einem Telefonat kann hier recht viel Stress aus der Kiste nehmen. So viel kann man gar nicht schreiben, wie man in einem echten Gespräch bequatschen kann.
Richtig nervenaufreibend wird es, wenn per Text Konflikte geführt werden. Das geschriebene Wort kann extrem breit interpretiert werden. Das Gesprochene auch, aber wenigstens kann man sein Gegenüber sehen, und hören. Und mit Küssen bestechen. Wie oft schreibt man sich in Rage? Drückt viel zu schnell auf ‚senden‘? Da schraubt sich die Eskalationsspirale recht schnell nach oben. Wie hat er das jetzt gemeint? Warum antwortet er nicht mehr? Schreibt man sich zu weit in die Konfliktzone hinein, fällt der Griff zum Hörer schwer. Vielleicht lieber schnell eine ‚Entschuldige bitte, es war nicht so gemeint‘-Nachricht. Aber eine Entschuldigung via Text ist ungefähr so hilfreich wie ein Pflaster, das nicht klebt.
Ähnlich verhält es sich mit Liebesbekundungen. Eine sehnsüchtige Textnachricht zwischendurch ist eine feine Ergänzung im Alltag, ein Gruß in die Ferne. Manchmal auch die Erinnerung daran, dass man beieinander ist, obwohl man es gerade nicht ist. Aber zu einem ‚Ich liebe Dich‘ gehört eine Stimme. Ebenso zu einem ‚Ich vermisse Dich‘ oder ‚Ich bin immer an Deiner Seite‘. Zumindest ab und zu verdient er die Wertschätzung eines Telefonats für solche Lippenbekenntnisse.
Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Und die gilt im Fall der Textnachrichten für die kleinen Heißmacher. Die kann und sollte man dem Partner oft und unbedingt per Text zukommen lassen. Ob man nun mit ein paar ungezogenen Zeilen im Meeting für rote Ohren sorgt oder die Kneipentour vorzeitig beendet wird, um die Einlösung der süßen Versprechen einzufordern, die im Text gemacht wurden. Denn das kann ein Text tatsächlich besser: die freudige Erwartung auf das gewisse Ungewisse anfeuern und die Fantasie ins Orbit schießen.