Krieg und Frieden in der Liebe

Beeinflussen können wir nur unseren Umgang damit: ob wir direkt einsteigen und wie wir reagieren. Wir könnten uns zum Beispiel zuerst einmal beruhigen und eine Pause einlegen. Und wieder einsteigen. Bei sehr wichtigen, aufgeladenen Themen empfehle ich, zuerst den eigenen Hass anzuschauen und sich von der Person, mit der verhandelt werden soll, emotional zu trennen. Ja, ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Doch alle meine Bemühungen bleiben fruchtlos, wenn ich es nicht schaffe, den Inhalt (das Thema) und den Menschen, der es mir serviert, unabhängig voneinander zu sehen.

Mir war immer wichtig, einen Streit in der Paarbeziehung niemals mit in die Nacht zu nehmen. Lösen Sie ihn vorher auf, damit Sie sich über Nacht neu ordnen und das Thema später mit neuen Augen betrachten können. Schwerwiegende Themen, die einen langen Schatten auf Ihr Leben werfen und nicht »über Nacht« zu heilen sind, nehmen Sie auf Wiedervorlage. Lassen Sie sich von ihnen nicht Ihre wohlverdiente Nachtruhe rauben. Morgen sieht die Welt wieder ein bisschen anders aus, es gibt vielleicht neue Ideen, eine neue Herangehensweise, neue Kraft. Morgen kann etwas möglich sein, was heute nicht geht. Warum? Weil alles im Fluss ist und Menschen lernfähig sind.

Mit Streit meine ich nicht psychische oder physische Gewalt, sondern eher den nervenden Alltagsstreit, der sich ständig wiederholt. Der eher in unserem eigenen Kopf stattfindet. Die unausgesprochenen Hintergedanken, die herabgezogenen Mundwinkel, den bösen Blick, einen unzufriedenen Gesichtsausdruck, der signalisiert: Ich mach’s kaputt und du kannst nichts dagegen tun. Die eigene Frustration in der Beziehung abladen, das Gegenüber zum Gefangenen meiner negativen Gefühle machen. Zu dieser Art von Streit kommt es, wenn wir »außer uns« sind. Außer sich sein führt zu Hoffnungslosigkeit, weil ich die Dinge im Außen nicht ändern kann.

Verändern kann ich nur mich selbst und meine Sicht auf die anderen und die Welt. Das erfordert Selbstdisziplin, die Kraft, mich nicht gehen zu lassen, eigene Strukturen aufzubauen. Respekt vor mir selbst, wie ich einmal werden könnte, aber noch nicht bin. Dazu ist Unverzagtheit nötig und der Mut, zu mir zu finden. Das bedeutet einen Riesenschritt in einer Zeit, in der schnelle Befriedigung, Lustkonsum, Konsumieren als solches als Ziele gelten.


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