Krieg und Frieden in der Liebe

Handlungsbedarf bei Konflikten – Umgang mit Streitthemen

Wenn es um die »normalen« Problemrucksäcke geht, können Sie sich durchaus selbst an die Arbeit machen. Nach meiner Erfahrung braucht es dafür vor allem Ihre persönliche Entschlossenheit: »Jetzt will ich etwas ändern, ohne dabei dir und mir zu schaden.« Menschen hingegen, die in großen Schwierigkeiten stecken, sexuellen Missbrauch erleben mussten oder aus Familien stammen, die ein schweres Schicksal erlitten haben oder schwere emotionale Probleme mit sich herumtragen, sollten keinesfalls versuchen, ihre Situation allein zu bewältigen, sondern unbedingt professionelle Hilfe bei einem Therapeuten oder Psychologen suchen.

Die Fähigkeit zur Konfliktbewältigung zählt zu den bedeutendsten Voraussetzungen für die Zufriedenheit eines Paares. Dabei stehen Ihnen Verbündete zur Seite: Ihre innere Kraft, Ihre Widerstandsfähigkeit, Ihre Fähigkeit zur Veränderung, Ihr Interesse an dem, was Sie verbindet. Das ist mehr als das, was jeder Einzelne einbringen könnte.

Was können wir also tun, wenn es in unserer Beziehung kracht?

Im Streit verbunden, doch von der Liebe getrennt: Zu oft geht es um Oberflächliches, wo es doch um Wesentliches gehen sollte. Streit ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Wesentliche (das uns weiterbringt) liegt darunter verborgen. Streiten will gelernt sein. Gutes, konstruktives Streiten gehört zur Beziehung wie die Luft zum Atmen. Doch wie das gehen soll, bringt uns keiner bei! Meistens haben und hatten wir in puncto Streitkultur keine oder schlechte Vorbilder. In meiner Herkunftsfamilie war Streit der »größte anzunehmende Unfall«. Gott sei Dank konnte ich mich davon lösen und bin jetzt in der Lage, immer wieder zu reflektieren, meine Emotionen zu ordnen, gewahr zu werden, wie es mir geht, und mich von blinder Wut zu lösen. Diese Entwicklung zieht sich durch mein ganzes Leben, und sie ist noch nicht abgeschlossen.

Der Hinweis des bekannten Gestalttherapeuten Fritz Pearls, dass wir unsere Gefühle besitzen, nicht umgekehrt, hat mir bei diesem Prozess viel geholfen, ebenso der Tipp von Jesper Juul, das Beziehungseisen müsse man kalt schmieden. Streitkultur fängt immer bei mir an. Ich bin in der Lage, meine Gefühle im Zustand der Entspannung mit denen zu vergleichen, die ich im emotional »aufgeladenen« Zustand habe, und kann selbst einschätzen, wie ich unterschiedliche emotionale »Ladungen« erlebe. Ich kann selbst beurteilen, wie angemessen mein Verhalten war. Ein Satz wie »Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, deshalb habe ich …« ist nur eine billige Rechtfertigung und führt zu mehr vom Selben, nämlich zu Schmerz bei Täter und Opfer.

Was können wir tun? Auf die Streitthemen, die uns »geliefert« werden, haben wir ja wenig Einfluss.


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