Wovor hatte ich nun in meiner aktuellen Situation Angst? Es ging nicht nur um die Befürchtung, sexuell weniger attraktiv als ein ehemaliger Lover zu sein. Ich fragte mich, wie groß mein Vertrauen in Wirklichkeit war. Treue zu definieren, ist manchmal schwieriger, als man vermutet. Wenn ich eine Beziehung eingehe, konzentriere ich mich nur auf diesen einen Menschen. Frühere Kapitel sind dann für mich abgeschlossen. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass meine Freundin eine andere Einstellung zu diesem Thema hat. Sie nimmt mir nichts weg und ich sollte mir keine Sorgen machen, so ihre Aussage, um mich zu beruhigen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Vielleicht war es ein Zeichen von Blindheit meiner Seite. Oder ich verhielt mich richtig, indem ich ihr einfach nur glaubte. Freiheit ist mir ebenfalls sehr wichtig, also sehe ich keinen Grund, meine Partnerin einzuschränken. Zweifel tauchen nur auf, wenn es aus irgendwelchem Anlass Streit gibt. In diesen Momenten denke ich, dass ich vielleicht nicht alles einfach so hinnehmen sollte. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, als perfide Versuchung. Wer danach handelt, tötet jede Form von Liebe. Es gab nur einen Ausweg: darüber reden. Meine Gefühle zu äußern, nicht schon wieder alles in mich hineinfressen, leiden oder zornig werden wie früher. Als Kind konnte ich sehr gut Spielsachen auseinanderbauen, wusste aber nie, wie ich sie wieder reparieren konnte. Jahrelang schaffte ich es nicht, mit Konflikten innerhalb der früheren Partnerschaften umzugehen. Entspannt werde ich nicht sein, wenn meine Freundin ihren Ex wiedersieht. Ängste lösen sich nicht in Luft auf, nur weil man rational entscheidet, nicht mehr darunter zu leiden. Ich habe mich für den Weg des Verständnisses entschieden, weil ich nicht das Risiko eingehen möchte, diese Beziehung zu zerstören. Die Situation aus der Perspektive des Anderen zu betrachten. Einen gemeinsamen Weg zu finden, damit keiner sich ausgeschlossen fühlt.
Die rote Linie nicht überschreiten
Die Frage, ob alles – außer Sex – erlaubt wäre, kann ich nicht abschließend beantworten. Es wird für mich immer eine gewisse Grenze bleiben, die ich oder meine Partnerin nicht überschreiten sollte. Ich kann diese Grenze nicht eindeutig definieren, denn sie ist nicht immer sichtbar. Ich finde, dass flirten – auch mit dem Ex – in Maßen kein Vertrauensbruch bedeutet. Das Spiel mit der Anziehung sollte nicht als Bedrohung betrachtet werden. Aber ich möchte weder einen anderen Menschen verletzen noch möchte ich selbst verletzt werden. Ich kann nur für mich persönlich entscheiden, diese rote Linie nicht zu überschreiten. Meine Freundin wird weiterhin ihre Freundschaften pflegen. Ich vertraue ihr.
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